Dienstag, 14. August 2012

Warwick und Umgebung

Auch dieses Mal soll es noch nicht um meine Arbeit in der Schule gehen, denn es gibt erst mal viel anderes zu erzählen.

Es ist nun schon ein bisschen länger als einen Monat her, dass ich Dresden verlassen habe und genau ein Monat, seit ich in Australien gelandet bin. In der Zwischenzeit habe ich schon ziemlich jede Ecke von Warwick und auch ein wenig von der Umgebung gesehen.

Zuerst zu Warwick: Wie ich schon erzählt habe, handelt es sich dabei um eine kleine, eingeschworene Gemeinde. Insgesamt leben hier circa 12 000 Menschen (zumindest hat man mir das so erzählt) und wahrscheinlich mehr Tiere, weshalb man festhalten kann, es hat mehr die Größe eines Dorfes. Nichtsdestotrotz lässt es sich in Warwick gut leben. Der Weg zum Supermarkt und ins Shoppping-Center ist nicht zu weit, vom Mädchen-Internat sind es vielleicht 15 Minuten zu Fuß. Man muss sich allerdings recht schnell überlegen, ob man noch etwas besorgen muss, da alle Geschäfte bereits 17 Uhr schließen (und für gewöhnlich sind wir nicht vor 15:30Uhr aus der Schule zurück!). Es gibt drei oder vier Fitnesscenter (auch wenn die meisten Menschen nicht aussehen, als würden sie sie nutzen) und einen riesigen Sportplatz. Und wenn man freitags oder samstags gern ausgehen möchte, bietet Warwick ein Kino (mit ganzen zwei Sälen, also zwei Filmen pro Abend) und drei Clubs.

Clubs kannst du hier etwas differenzieren. Da ist der RSL Club, für den wir Gappies jetzt sogar Mitgliedskarten haben. Der RSL ist eine Art Sportkneipe mit integriertem Casino. An unserem ersten Wochenende hier haben uns die Sportlehrer der Schule auf ein Bier eingeladen und wir haben dort gemeinsam Rugby geschaut (wovon ich ja absolut keinen Plan hatte) und Billard gespielt. Der Abend war noch jung, also haben wir uns verabschiedet und sind in den nächsten Club gegangen. Ignorieren wir mal die Tatsache, dass wir die Lehrer später auch in diesem getroffen haben.
Dieser Club ist schon eher das, was wir unter Club verstehen. Du kannst tanzen, trinken und zusätzlich auch noch Billard spielen. Dieser ist wohl der beliebteste Ort für die Ansässigen, auch wenn es eigentlich nur ein einziger (recht kleiner) Raum ist.
Für mich war es zwar ein sparsamer Abend, aber im Allgemeinen ist Alkohol (und auch alles andere) in Australien furchtbar teuer.

Vergangene Woche sind wir mit ein paar Schülern nach Stanthorpe gefahren. Das liegt etwa 1,5h südwestlich von Warwick und hat ungefähr die selbe Größe. Was ich nun mit dieser Kleinstadt verbinde ist ein schlimmer Autounfall, den wir auf dem Rückweg vom Sportfest dort gesehen haben. Die Kurzfassung ist, ein 17Jährige (natürlich Fahranfängerin) war auf dem Heimweg, hat anscheinend etwas in Stanthorpe vergessen und wollte umdrehen. Allerdings fuhr hinter ihr ein Bus voller Schüler und dieser kann nun mal nicht so schnell bremsen. Als die Gute nun also mitten auf dem Highway (über eine doppelte Linie – absolutes No-Go) einen U-Turn hinlegt, rammt der Bus das Auto seitlich und die Fahrerin des Wagens, sowie ihr Bruder mussten schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Ansonsten weiß ich über Stanthorpe nur, dass es dort im Sommer viele Jobs gibt, weil rund um die Stadt viele Obstplantagen und Bauernhöfe liegen. Falls wir also mit unserem Einkommen nicht zufrieden sind, können wir dort arbeiten gehen.

Die nächstgrößere Stadt, die circa 1h entfernt liegt, heißt Toowoomba. Dort waren wir am Samstag mit den Internatsschülern (sowohl Mädels als auch Jungs, was das Ganze echt verkompliziert hat, das kann ich euch sagen). Es ist so, dass die Kids hier nicht wirklich aus- oder weggehen können, wie wir das kennen. Deshalb organisieren die Schulen in der Umgebung abwechselnd sogenannte Socials, wir würden das als Kinder-Disko bezeichnen. Das witzige an diesem Ausflug war, dass ich mir furchtbar alt vorkam. Die Kids dort waren zwischen 13 und 18 Jahren alt, haben sich verhalten, wie man das nun mal in dem Alter macht und ich musste daneben stehen und gegebenenfalls dazwischen gehen, wenn die angefangen haben, zu knutschen.Ohne Mist, das war meine Aufgabe dort! Und mal ganz ehrlich, ich sehe ja nun auch nicht wirklich alt und Autoritätspersonen-mäßig aus, oder? Tja, deshalb war das ein recht schwieriges Unterfangen.

Etwas Gutes hatte der Abend aber: In Toowoomba arbeiten vier deutsche Gappies (alles Mädels), die ich auf dem Social kennengelernt habe. Sie kommen aus Hamburg, Stuttgart und dem Ruhrgebiet und wollen mich irgendwann mal in Warwick besuchen kommen.

Heute war ich wieder in Toowoomba (und konnte die Stadt bei Tageslicht betrachten). Um ehrlich zu sein, es erinnert mich total an die USA! Alles voller Shops und Shopping-Center, ab und zu ein Park (,die wirklich sehr sauber und ordentlich gehalten werden) und sogenannte „neighbourhoods“. Die Jüngsten der Junior School (mit denen ich ja hauptsächlich arbeite) hatten heute einen Theaterbesuch in Toowoomba - „Happy birthday, Peter Rabbit!“. Es war einfach süß, wie sich die Kleinen gefreut und tatsächlich benommen haben. Das Theater selber war auch wirklich hübsch anzusehen, von innen wirkte es recht neu.

Ihr seht, langsam aber sicher, kommen wir zu dem Part, in dem ich euch erzähle, was ich hier eigentlich Job-mäßig tue...
Aber vorher noch zwei äußerst...sagen wir mal, seltsame Stories:

Nachdem wir die Internatsschüler am Samstag nach dem Social ins Bett gebracht hatten (das ist jetzt im literarischen Sinne gemeint!), wollten wir Gappies noch auf einen Drink in einen der Clubs der Stadt gehen. Leider war es schon 12Uhr als wir dort angekommen sind, weshalb wir nicht mehr rein durften. Da meine Zimmernachbarin Sonntag-Morgen arbeiten musste, wollten wir wieder nach Hause und die Jungs wollten auch in ihr Haus zurück und unsere Wege haben sich getrennt.
Da Hayley und ich noch vom Social chic angezogen waren, haben wir die Aufmerksamkeit von irgendwelchen Typen auf uns gelenkt, die uns dann die Straße runter im Auto verfolgt haben. Grundsätzlich reagiert man darauf einfach nicht, aber da aus einem Pfeifen ein Rufen und Anmachen wurde, war es uns nicht mehr so egal.

Der McDonalds in Warwick hat einen 24h-Drive-Through und Überwachungskameras, also sind wir direkt dorthin geeilt, hatten ja aber kein Auto. Die Polizei hat uns laufen gesehen und ist uns gefolgt. Hayley hat es mit der Angst zu tun gekriegt, sie wollte nicht wirklich von der Polizei aufgelesen werden, aber ich habe ihnen einfach gesagt, dass wir uns verstecken.
Was macht die Polizei, dein Freund und Helfer in dieser Situation? - Sie fahren dich nach Hause. Ohne Gebühren, versteht sich.
Somit bin ich also am Samstag das erste Mal in meinem Leben in einem Polizeiwagen gefahren.
Das Witzige war, dass die Türen sich nur von außen öffnen lassen, der Polizist also die Scheiben runter gelassen hat und wir so an die Griffe gekommen sind. Trotzdem war uns die Sache nicht ganz egal und von nun an, lassen uns die Jungs nicht mehr allein nach Hause gehen.

Ach ja, und da wir gerade beim Thema sind: An meinem ersten Tag in Australien habe ich den Fernseher im Hotelzimmer eingeschaltet, um Nachrichten zu sehen. Was höre ich da? Eine ältere Frau wird in Warwick schon seit 10 Tagen vermisst. Gut, am Anfang hab ich mir nicht viel dabei gedacht, aber eine Woche später kam raus, dass sie ermordet wurde.
Und letzte Woche ist jemand in ein Schmuck-Geschäft in der Mall eingebrochen und hat so einiges mitgehen lassen. - Halten wir also fest, Warwick ist nicht gerade ein friedliches kleines Städtchen und ich werde nie wieder allein durch die Straßen schlendern.

Aber keine Sorge, mir geht es gut und nun bin ich schon genau 5 Wochen von zu Hause weg und habe ein Zehntel meiner Zeit in Australien schon rum. Ich vermisse euch, kann jetzt aber wieder Whatsapp nutzen, falls ihr Lust habt, mir zu texten.

Liebste Grüße aus Down Under, Lauri <3

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