Sonntag, 5. August 2012

Australien – seine Leute, Landschaft und Gepflogenheiten


Es ist nun schon eine Weile her, dass ich den Text für den ersten Post verfasst habe und in den vergangenen drei Wochen kamen natürlich viele neue Eindrücke dazu.
Über meine Arbeit möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr sagen, in diesem Post soll es hauptsächlich um die Sachen gehen, die ich an diesem Wochenende erlebt und gesehen habe.

Zur Erklärung muss erst mal gesagt werden, dass es in Warwick eine Familie gibt, deren Mutter aus Deutschland stammt und die sich jedes Jahr auf´s Neue der deutschen “Gappies” annimmt. Eigentlich sollte ich schon letztes Wochenende eine Weile auf ihrer Farm verbringen, aber da musste ich leider arbeiten und so haben wir den Ausflug verschoben.

Nun hat mich die Familie, bestehend aus zwei Jungen in der Senior und einem Mädchen in der Junior School (wo ich zur Zeit arbeite), sowie Mutter und Vater und einer deutschen Austauschschülerin, gestern abgeholt und zu ihrem Landhaus mitgenommen.
Es war großartig!

Schon die Fahrt, die circa 20 Minuten gedauert hat, war für mich ein einziges Highlight, nicht nur, weil ich aus Warwick raus gekommen bin, sondern hauptsächlich, weil ich mein erstes KÄNGURU gesehen habe!!! Das saß da einfach am Straßenrand und hat blöd geschaut, es war spitze. Dieses Erlebnis hat mir ein riesiges Grinsen ins Gesicht getrieben und schon dafür hat sich der Ausflug gelohnt.

Die Farm ist ein nicht weniger beeindruckender Anblick.. Der Familie gehören 5.500 Hektar Land, auf dem sich sowohl Ziegen, als auch Schafe und ein paar Rinder befinden. Sie bietet viel Platz zum Spielen für die Kinder und ich wurde gleich auf eine Hasenjagd mitgenommen. Okay, ich gestehe, ich habe mich wie ein Tourist verhalten, ständig Fotos gemacht und mich mit der deutschen Gasttochter unterhalten. So haben wir die Hasen wohl verscheucht, aber mal ehrlich, wenn ein 14jähriger Junge mit einem Gewehr durch die Gegend rennt, um Hasen zu schießen, bin ich echt froh, dass er keine einzige Kugel feuern musste.

Damit kommen wir zur australischen Mentalität. Kinder, die auf Farmen leben, wachsen mit Gewehren auf und lernen recht früh, sie zu benutzen. Und für sie ist es auch völlig normal, die echt süß aussehenden Kängurus einfach zu erschießen. Man muss dazu sagen, dass es in Australien sehr viele von ihnen gibt und sie die Farmer anscheinend stören.
Und natürlich wissen Farm-Kinder auch wie man fährt. Auf ihren eigenen Grundstücken lernen sie, wie man den Truck fährt oder eben auch das Motorrad (also mal ehrlich, als der 14Jährige auf dem Motocross an mir vorbei fuhr, dachte ich auch: Holla!).

Im Allgemeinen nehmen alle die Regeln und Gesetze recht gelassen. Heute Morgen beispielsweise sind wir zu siebt in einem (normalen) Auto gefahren und das hat echt den Fuchs interessiert. Im Übrigen ist dabei direkt vor uns ein Känguru über die Straße gehüpft, ich sage euch, daran könnte ich mich echt gewöhnen! Nichtsdestotrotz hat man mir erzählt, dass man sich lieber von diesen und auch sonst allen anderen Tieren in Australien fernhält. Nicht nur, dass hier die giftigsten Tiere der Welt leben, einige sind auch sehr aggressiv, zum Beispiel die Kängurus.
Momentan ist hier ja noch Winter, aber im Sommer (also ab dem Beginn des nächsten Monats) muss man aufpassen, wo man hintritt, es könnte sich eine Schlange im Gras befinden und auch (und vor allem) von diesen sollte man sich möglichst fernhalten.

Eine kleine Anmerkung zwischendurch: Die Vögel hier sehen sehr interessant aus. Sie sind bunt und haben insgesamt ein spannendes Äußeres, aber ihr Gesang ist nichts, im Vergleich zu den europäischen. Das hier kann man echt nur als Krächzen bezeichnen und es klingt, als ob jemand schreit! Und die Vegetation ist auch ein Anblick für sich. Neben furchtbar trockenen Sträuchern stehen Palmen und Büsche mit wundervollen Blüten. Der Rasen wechselt von verbrannt zu grün zu braunem, völlig unbewachsenen Boden.

Wie das nun mal so ist mit den deutschen Touris ist, haben sie noch nie ein Gewehr gesehen und erst recht nicht damit geschossen. Aus diesem Grund hat man mir heute vorm Mittagessen noch schnell erklärt, wie das eigentlich funktioniert und mir das Ding gleich in die Hand gedrückt. Mein Ziel waren fünf Luftballons in circa 15 Metern Entfernung und zu meiner eigenen und der Überraschung meiner Gastgeber habe ich sie alle beim ersten Versuch getroffen. Natürlich nacheinander, nicht das hier Irritationen auftreten oder so...
Ja ja, ich bin also ein Naturtalent im Schießen mit Gewehren und damit absolut gerüstet, im gefährlichen Outback zu überleben. Zumindest hat man mir das so erzählt.

Nach dem Gewehr und immer noch vor dem Mittagessen haben sie mir Pfeil und Bogen in
die Hand gedrückt. Okay, das ist definitiv nichts für mich. Meine Muskelkraft reicht dafür einfach nicht aus, aber mit ein wenig Hilfe konnte ich einen Pfeil geradewegs ins Gras befördern.
Sagen wir, die Zeitvertriebe der australischen Jugendlichen sind nicht ganz ungefährlich und aus der Sichtweise eines Europäers echt schräg und gewöhnungsbedürftig.

Von der eigentlichen Arbeit auf einer Farm habe ich zwar noch nicht viel mitbekommen, aber die Lebensweise hat man mir näher gebracht. Und eins habe ich sofort bemerkt: es gibt einfach kein Netz da draußen. Eigentlich ist die Farm nun wirklich nicht so weit ab vom Schuss und doch konnte ich weder SMS schreiben, noch jemanden anrufen. Man hat mir erklärt, dass das an meinem Netzbetreiber liegt (man möchte meinen, dass Vodafone einen spitzenmäßigen Empfang hat, aber das gilt eben nur für Europa) und nur sehr wenige Handynetze außerhalb der Städte funktionieren. Sollte man also eine Tour durch das australische Hinterland planen, immer daran denken, ein gut ausgebautes Netz wählen!

Nach einem einfach großartigen Essen (zur Feier des Geburtstags des Vaters) bin ich nun zurück im Boarding House (Internat) und musste gleich von meinen Erlebnissen der vergangenen 36 Stunden berichten.

PS: Das Foto zeigt mich kurz bevor dem ersten Schuss und mal ehrlich, boah, war ich aufgeregt (deshalb das doofe Grinsen)!

Habt eine schöne Woche! Lauri

PPS: Vor ein paar Tagen hat mich eine SMS erreicht, die mir die Tränen in die Augen getrieben hat.
Ich vermisse euch alle ganz schrecklich, das könnt ihr mir glauben. Und du mir vor allem Schatz, es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir bin... <3



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