Es ist nun schon eine
Weile her, dass ich den Text für den ersten Post verfasst habe und
in den vergangenen drei Wochen kamen natürlich viele neue Eindrücke
dazu.
Über meine Arbeit möchte
ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr sagen, in diesem Post soll es
hauptsächlich um die Sachen gehen, die ich an diesem Wochenende
erlebt und gesehen habe.
Zur Erklärung muss erst
mal gesagt werden, dass es in Warwick eine Familie gibt, deren Mutter
aus Deutschland stammt und die sich jedes Jahr auf´s Neue der
deutschen “Gappies” annimmt. Eigentlich sollte ich schon letztes
Wochenende eine Weile auf ihrer Farm verbringen, aber da musste ich
leider arbeiten und so haben wir den Ausflug verschoben.
Nun hat mich die Familie,
bestehend aus zwei Jungen in der Senior und einem Mädchen in der
Junior School (wo ich zur Zeit arbeite), sowie Mutter und Vater und
einer deutschen Austauschschülerin, gestern abgeholt und zu ihrem
Landhaus mitgenommen.
Es war großartig!
Schon die Fahrt, die circa
20 Minuten gedauert hat, war für mich ein einziges Highlight, nicht
nur, weil ich aus Warwick raus gekommen bin, sondern hauptsächlich,
weil ich mein erstes KÄNGURU gesehen habe!!! Das saß da einfach am
Straßenrand und hat blöd geschaut, es war spitze. Dieses Erlebnis
hat mir ein riesiges Grinsen ins Gesicht getrieben und schon dafür
hat sich der Ausflug gelohnt.
Die Farm ist ein nicht
weniger beeindruckender Anblick.. Der Familie gehören 5.500 Hektar
Land, auf dem sich sowohl Ziegen, als auch Schafe und ein paar Rinder
befinden. Sie bietet viel Platz zum Spielen für die Kinder und ich
wurde gleich auf eine Hasenjagd mitgenommen. Okay, ich gestehe, ich
habe mich wie ein Tourist verhalten, ständig Fotos gemacht und mich
mit der deutschen Gasttochter unterhalten. So haben wir die Hasen
wohl verscheucht, aber mal ehrlich, wenn ein 14jähriger Junge mit
einem Gewehr durch die Gegend rennt, um Hasen zu schießen, bin ich
echt froh, dass er keine einzige Kugel feuern musste.
Damit kommen wir zur
australischen Mentalität. Kinder, die auf Farmen leben, wachsen mit
Gewehren auf und lernen recht früh, sie zu benutzen. Und für sie
ist es auch völlig normal, die echt süß aussehenden Kängurus
einfach zu erschießen. Man muss dazu sagen, dass es in Australien
sehr viele von ihnen gibt und sie die Farmer anscheinend stören.
Und natürlich wissen
Farm-Kinder auch wie man fährt. Auf ihren eigenen Grundstücken
lernen sie, wie man den Truck fährt oder eben auch das Motorrad
(also mal ehrlich, als der 14Jährige auf dem Motocross an mir vorbei
fuhr, dachte ich auch: Holla!).
Im Allgemeinen nehmen alle
die Regeln und Gesetze recht gelassen. Heute Morgen beispielsweise
sind wir zu siebt in einem (normalen) Auto gefahren und das hat echt
den Fuchs interessiert. Im Übrigen ist dabei direkt vor uns ein
Känguru über die Straße gehüpft, ich sage euch, daran könnte ich
mich echt gewöhnen! Nichtsdestotrotz hat man mir erzählt, dass man
sich lieber von diesen und auch sonst allen anderen Tieren in
Australien fernhält. Nicht nur, dass hier die giftigsten Tiere der
Welt leben, einige sind auch sehr aggressiv, zum Beispiel die
Kängurus.
Momentan ist hier ja noch
Winter, aber im Sommer (also ab dem Beginn des nächsten Monats) muss
man aufpassen, wo man hintritt, es könnte sich eine Schlange im Gras
befinden und auch (und vor allem) von diesen sollte man sich
möglichst fernhalten.
Eine kleine Anmerkung
zwischendurch: Die Vögel hier sehen sehr interessant aus. Sie sind
bunt und haben insgesamt ein spannendes Äußeres, aber ihr Gesang
ist nichts, im Vergleich zu den europäischen. Das hier kann man echt
nur als Krächzen bezeichnen und es klingt, als ob jemand schreit!
Und die Vegetation ist auch ein Anblick für sich. Neben furchtbar
trockenen Sträuchern stehen Palmen und Büsche mit wundervollen
Blüten. Der Rasen wechselt von verbrannt zu grün zu braunem, völlig
unbewachsenen Boden.
Wie das nun mal so ist mit
den deutschen Touris ist, haben sie noch nie ein Gewehr gesehen und
erst recht nicht damit geschossen. Aus diesem Grund hat man mir heute
vorm Mittagessen noch schnell erklärt, wie das eigentlich
funktioniert und mir das Ding gleich in die Hand gedrückt. Mein Ziel
waren fünf Luftballons in circa 15 Metern Entfernung und zu meiner
eigenen und der Überraschung meiner Gastgeber habe ich sie alle beim
ersten Versuch getroffen. Natürlich nacheinander, nicht das hier
Irritationen auftreten oder so...
Ja ja, ich bin also ein
Naturtalent im Schießen mit Gewehren und damit absolut gerüstet, im
gefährlichen Outback zu überleben. Zumindest hat man mir das so
erzählt.
Nach dem Gewehr und immer
noch vor dem Mittagessen haben sie mir Pfeil und Bogen in
die Hand gedrückt. Okay,
das ist definitiv nichts für mich. Meine Muskelkraft reicht dafür
einfach nicht aus, aber mit ein wenig Hilfe konnte ich einen Pfeil
geradewegs ins Gras befördern.
Sagen wir, die
Zeitvertriebe der australischen Jugendlichen sind nicht ganz
ungefährlich und aus der Sichtweise eines Europäers echt schräg
und gewöhnungsbedürftig.
Von der eigentlichen
Arbeit auf einer Farm habe ich zwar noch nicht viel mitbekommen, aber
die Lebensweise hat man mir näher gebracht. Und eins habe ich sofort
bemerkt: es gibt einfach kein Netz da draußen. Eigentlich ist die
Farm nun wirklich nicht so weit ab vom Schuss und doch konnte ich
weder SMS schreiben, noch jemanden anrufen. Man hat mir erklärt,
dass das an meinem Netzbetreiber liegt (man möchte meinen, dass
Vodafone einen spitzenmäßigen Empfang hat, aber das gilt eben nur
für Europa) und nur sehr wenige Handynetze außerhalb der Städte
funktionieren. Sollte man also eine Tour durch das australische
Hinterland planen, immer daran denken, ein gut ausgebautes Netz
wählen!
Nach einem einfach
großartigen Essen (zur Feier des Geburtstags des Vaters) bin ich nun
zurück im Boarding House (Internat) und musste gleich von meinen
Erlebnissen der vergangenen 36 Stunden berichten.
PS: Das Foto zeigt mich
kurz bevor dem ersten Schuss und mal ehrlich, boah, war ich aufgeregt
(deshalb das doofe Grinsen)!
Habt eine schöne Woche!
Lauri
PPS: Vor ein paar Tagen
hat mich eine SMS erreicht, die mir die Tränen in die Augen
getrieben hat.
Ich vermisse euch alle
ganz schrecklich, das könnt ihr mir glauben. Und du mir vor allem
Schatz, es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir bin... <3
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen