Montag, 28. Januar 2013

Land unter in down under - wir gehen auf der Hauptstraße schwimmen

Es ist schon wieder ein Weilchen her, seit ich meinen letzten Eintrag verfasst habe, also kommt hier mal ein Update über die neuesten Ereignisse und Begebenheiten.

Einige von euch haben sicher in den Nachrichten gesehen, dass in Australien im Moment zur gleichen Zeit verheerende Brände und schreckliche Überflutungen den Alltag erschweren.
Das Ganze begann ungefähr vor 2,5 Wochen, da ich noch in der Mitte vom Nirgendwo als Babysitterin gearbeitet habe, mit riesigen Buschbränden in Ost- und Südaustralien. Viele Menschen haben ihre Habseligkeiten, manche sogar ihr ganzes Leben, verloren. Vor allem Tasmanien, die Insel im Süden Australiens, die von vielen hier als ein eigenes Land angesehen wird, war davon schlimm getroffen. Es hat dort sogar ganze Dörfer und kleinere Städte vernichtet.
Das alles ist darauf zurückzuführen, dass es hier dieses Jahr den heißesten (und trockensten) Sommer seit langem und an manchen Orten sogar seit Beginn der Wetteranalyse gibt.


Doch so verrückt und paradox es auch klingen mag, stecken wir jetzt mannshoch in Wassermassen, nachdem es knapp 4 Tage am Stück geregnet hat.

Australien ist das Land der extremsten Wettererscheinungen, so wirkt es auf mich.
Da der Boden so trocken ist, kann es die Wassermassen nicht aufnehmen, wenn sie ganz plötzlich kommen, und so werden aus kleinen Bächen reißende Ströme.
An der Küste gibt es einige Städte, die teilweise evakuiert werden mussten. Drei Menschen haben bis jetzt ihr Leben in den Fluten verloren.
Auch hier in Warwick kam es zu schweren Überflutungen – so schlimm, dass wir komplett von den umgebenden Städten abgeschnitten sind und ich gestern nicht zur Arbeit gehen konnte, da die Schule auf der anderen Seite des Flusses liegt.
Bereits vor zwei Jahren hat man hier eine Flut mit dem gleichen Ausmaß erlebt und die selben Geschäfte und Familien sind betroffen.

Es tut mir sehr leid für die Menschen, die Teile ihrer Existenz in den Fluten verloren haben.
Ich erinnere mich noch zu gut an die Fluten in Dresden 2002, die seltsamerweise genau zur gleichen Zeit im Jahr stattgefunden haben, mit dem kleinen Unterschied, dass es sich dabei um Schmelzwasser handelte und hier in Australien gerade Sommer ist.

Der Grund, warum ich mich entschieden habe, gerade heute zu schreiben, ist, dass nach den 4 Tagen Regenwetter heute zum ersten Mal die Sonne wieder in voller Bracht scheint und ich deshalb extrem gute Laune habe und total optimistisch gestimmt bin.

Für mich sind es jetzt noch ziemlich genau 19 Wochen hier in Australien und es gibt mit Sicherheit noch einiges zu entdecken.

Vor ein paar Wochen hat mich die freudige Nachricht erreicht, dass ich doch tatsächlich noch einmal Besuch von Deutschland bekomme – meine Mami und ihr Freund, Willi, nehmen die große Herausforderung auf sich (extra für mich) für einen Tag einmal um die halbe Welt in einem Flugzeug zu reisen.
Die Neuigkeiten haben mich total umgehauen und so habe ich mich sofort an die Arbeit gemacht, einen schönen Urlaub für uns zu planen. Ihr Besuch wird zu Ostern sein, wenn ich hier noch einmal Ferien habe. Und danach sind es nicht einmal mehr 9 Wochen, bis ich wieder heim fahre.

Wie ihr euch sicher schon gedacht habt, bin ich jetzt wieder in Warwick. Letzten Freitag haben mich mein „Boss“ und mein „Job“ zum Bus in Inglewood gebracht und ich stand dort mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. Zum einen war ich froh, dass ich wieder in meine kleine Wohnung im Boarding House zurückkehren durfte, und zum anderen war es traurig, den kleinen nicht mehr um mich zu haben, denn es war (vor allem in der letzten Woche) schrecklich süß.
Als seine Mama sich bei mir für meine Arbeit bedankt hat, meinte er dann auch „Thank you, Laura!“ und hat mir einen Kuss gegeben.

Ja, ich gebe zu, ich lasse mich auch von anderen Männern küssen, aber die sind jünger als 4 Jahre und haben keine romantischen Gedanken – die sind einem ganz bestimmten Mann vorbehalten...

Seit dem ich wieder in Warwick bin, habe ich zugegebenermaßen nicht all zu viel gemacht:
Ich habe stundenlang mit meiner lieben Lisi in Seoul geskypt, da sie jetzt nur noch eine Stunde hinter mir ist und wir uns schon ewig nicht mehr gehört haben.
Meine Spanischkenntnisse bedurften einer Auffrischung und da es ja draußen sowieso geregnet hat, habe ich fleißig gelernt.
Und hier kommt der Hammer: Ich bin jetzt ein aktives Mitglied im örtlichen Fitness-Centre. Ja, ich weiß, das klingt voll komisch und untypisch, aber es macht mir super viel Spaß und es ist ein toller Zeitvertreib. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es ja, in den nächsten 4,5Monaten so fit zu werden, dass ich dann offiziell als sportlich bezeichnet werden kann.

Morgen beginnt offiziell das neue Schuljahr und heute sind schon einige der Mädchen wieder ins Internat eingezogen, sodass ich jetzt zum Essen in die Mensa gehen werde.
Es tut mir leid, dass dieser Eintrag relativ kurz ist, aber es gibt gar nicht so viel zu erzählen.
Ich freue mich schon sehr darauf, wieder arbeiten zu gehen, denn so vergeht die Zeit schneller und spannende Dinge können passieren.

Liebe Grüße an euch alle, wo auch immer ihr gerade alle seid!

Freitag, 11. Januar 2013

Merry Christmas and a Happy New Year ;)

Seit meinem letzten Eintrag vor drei Wochen sind wieder eine Menge Dinge passiert und ich habe die wohl schönste Zeit meines Aufenthalts in Australien gehabt.



Am 21. Dezember saß ich zusammen mit den Leuten, für die ich Babysitte, beim Abendessen, als ein furchtbares Unwetter begann. Das Haus stand unter Wasser und ein riesiger Blitz schlug ins Stromhaus ein, sodass wir bei Kerzenlicht Dessert gegessen haben. Das Problem an dem Ganzen ist, dass ich ja am nächsten Morgen zurück nach Warwick fahren wollte und wie sich am Morgen herausstellte, das Wasser die Straßen geflutet hatte.
Zum Glück besitzt die Familie ja zwei große All-Rad-Autos, sodass wir uns bis in die Stadt durchschlagen konnten. Den Rest des Tages habe ich dann damit verbracht aufgeregt zu sein, einkaufen zu gehen und meine Wohnung aufzuräumen. Der Grund? Mein Schatz ist extra wegen mir einmal um die halbe Welt geflogen, damit wir zusammen Weihnachten und Neujahr feiern konnten.

Das Wiedersehen am Flughafen war einfach nur wunderschön, wenn wir uns auch fast nicht gefunden hätten. Mama fragte mich an diesem Morgen, wann Lukas denn aus Canberra ankommt, und ich verstand kein Wort, ich ging davon aus, er kommt aus Singapur. Wie sich letztlich aber herausstellte kam er aus Melbourne und im selben Moment, da ich das Auto geparkt habe, ist der Flieger gelandet. Auch nach 5,5 Monaten hat sich zwischen uns beiden nichts verändert und ich habe das Gefühl, ich liebe ihn von Tag zu Tag mehr.

Gemeinsam haben wir also ein paar Tage in Warwick verbracht, haben den Pool im Internat genutzt, waren spazieren und zusammen im Kino (Der Hobbit ist wirklich nicht schlecht, aber jetzt dauert es ja wieder so lange, bis der nächste Teil erscheint.). Wir sind zwar nun schon fast 16 Monate zusammen, waren aber erst hier in Australien zum ersten Mal romantisch (und teuer) essen und das war einfach nur schön.

Weihnachten haben wir gemeinsam mit Christoph und Andrew bei einer Arbeitskollegin in Woodenbong (New South Wales) verbracht. Ihre drei Töchter sind im Moment in Großbrittanien, also hat sie all die Leute aus Europa zu sich eingeladen.
Da Lukas Gepäck auf dem Weg von Melbourne verspätet war und wir noch auf die Lieferung warten mussten, haben wir zwar den Gang zur Dorfkirche verpasst, aber im Anschluss haben wir einen sehr lustigen Heiligabend bei einem echt australischen Barbeque verbracht.

Am nächsten Morgen, Christmas Day, sind wir alle ganz gemütlich aufgestanden, haben uns gemeinsam um den Weihnachtsbaum gesetzt und stundenlang unterhalten. Und das Ganze bei 28°C Außentemperatur und mit Bier und Cider. Für das Mittagessen, welches den Höhepunkt der englischen Weihnacht darzustellen scheint, haben wir uns alle ein wenig rausgeputzt (okay, ich gestehe, ich habe mir extra dafür ein neues – rotes – Kleidchen gekauft.).
Christine hat sich unglaublich viel Mühe gegeben mit dem Menü für dieses Essen: Roast Beef, Lamm, Kürbis, süße und normale Kartoffeln, türkisches Brot und dann auch noch selbstgemachter Christmas pudding. Ich bin fast geplatzt! Aber so fühlt man sich ja meistens zu Weihnachten, auch zu Hause.
Nach dem Essen durften dann alle ihr Geschenke auspacken und ich habe mich sehr über all die schönen Dinge gefreut, die mir Lukas von all den lieben Menschen zu Hause mitgebracht hat.
Tja, und das war dann das erste Weihnachten, dass ich von Dresden weg verbracht habe.

Nach zwei Tagen Entspannung in Warwick sind wir dann am 28. Dezember zusammen mit Andrew morgens Richtung Sydney aufgebrochen. Am ersten Tag führte die Strecke über die Gold Coast nach Byron Bay, wo wir einen kurzen Strandausflug unternommen haben. Der Leuchtturm in Byron Bay steht auf dem nach Definition östlichsten Punkt auf dem Festland und ansonsten ist der Strand dort sehr bekannt, weil er a) sehr schön ist und b) viele Haie vorbeikommen. Als wir uns gerade wieder auf den Weg zu unserem nächsten Ziel machen wollten, wurde die Gegend von einem Unwetter heimgesucht und da unsere Scheibenwischer nicht funktioniert haben, steckten wir eine Weile fest. Zum Glück konnten wir einen Mechaniker finden, der das Ganze provisorisch repariert hat und so haben wir es sicher nach Grafton geschafft. Das Motel, das wir für die Nacht gebucht hatten, war eigentlich ganz niedlich, aber den Rezeptionisten haben wir „Fat Toni“ getauft, nachdem er uns so unfreundlich begrüßt hat. Abends sind wir mit einem kostenlosen Shuttle-Service zum örtlichen Pub zum Abendessen und Entspannen gefahren.

Schon früh am nächsten Morgen haben wir ausgecheckt und ich durfte die Etappe fahren. Einen kurzen Stopp haben wir in Coff´s Habour gemacht, wo es eine riesige Banane zu besichtigen gibt. Am Tag davor haben wir auf unserem Weg schon den riesigen Shrimp gesehen, da durften wir uns diese Attraktion nicht entgehen lassen, oder?
Nächstes Ziel war dann Port Maquarie, von wo aus Andrew wieder übernommen hat. Dieser Ort ist eigentlich nur deshalb interessant, weil er ganz viele verschiedene Strände hat. Mehr wäre mir jetzt nicht aufgefallen. Und dann führte uns unser Weg einfach nur noch nach Sydney.

Andrew haben wir bei einem Familien-Freund abgegeben und dann sind Lukas und ich noch eine Stunde quer durch den Stadtverkehr zu unserem abseits gelegenen Hotel gefahren. Und diese Fahrt hat sich wirklich gelohnt. Die Gegend, in der das Hotel steht, ist sehr angenehm ruhig und unser Zimmer war einfach nur großartig. Zum Abendessen hatten wir mal etwas Exotisches – Thai und Malaysische Küche. Und wie sich herausgestellt hat, lohnt es sich manchmal, anderes zu probieren.
Den ganzen nächsten Tag haben wir damit verbracht, Sydney und seine Sehenswürdigkeiten zu begutachten.

Mir gefällt Sydney als Stadt sehr gut, für Touristen ist da aber nicht viel zu holen, oder ich bin einfach durch das schöne Europa zu verwöhnt. Wir haben den Hafen erkundet, das Opera House gesehen und sind über die Habour Bridge gelaufen. Auch durch den wohl am längsten besiedelten Teil Australiens sind wir spaziert: The Rocks war angeblich der Ort, an dem die ersten Europäischen Siedler gelandet sind. Durchaus nachvollziehbar, da es direkt im Sydney Habour gelegen ist.

Glaubt mir, noch vor 14 Monaten hätte ich nie gedacht, dass ich Silvester 2012 in Sydney verbringen würde! Mal ganz ehrlich, viele träumen davon, das riesige Feuerwerk einmal in Live zu sehen, schließlich können wir es ja in unseren Nachrichten als sozusagen erste Neujahrsfeier verfolgen.
Den Vormittag haben wir noch gemütlich damit verbracht, uns den Zoo in Sydney anzuschauen, denn Lukas musste ja unbedingt noch alle australischen Wildtiere sehen. Schon den ganzen Tag über haben Leute hektisch versucht, sich super Plätze für die große Show am Abend zu sichern.
Wir hatten da eine Menge Glück:
Freunde aus Andrew´s Schule in Irland arbeiten in einer High School, die direkt neben der Habour Bridge ist. Jedes Jahr wird auf dem Dach dieser Schule eine kleine, private Party veranstaltet und wir hatten das große Glück, dass wir Karten (je $60) geschenkt bekommen haben.
Somit waren uns Erste-Reihe-Plätze für den Start ins Neue Jahr gesichert und ich sage euch, es war großartig. Anscheinend hat die gesamte Pyrotechnik $5,2 Millionen gekostet.

Nach dem Anstoßen, Umarmen, Beglückwünschen und Fotoshootings haben wir uns dann durch die Menschenmassen zur Zughaltestelle und bis ins Hotel durchgekämpft. Das war dann Silvester 2012.
Am nächsten Morgen habe ich Lukas dann zum Flughafen begleitet und schweren Herzens wieder nach Hause geschickt. Der einzige Trost: Jetzt ist die Hälfte meines Aufenthalts in Australien schon rum und dann sehen wir uns wieder.
Um mich ein wenig abzulenken, haben Andrew, sein Freund und ich abends noch einen Spaziergang zu den schönen Stränden an Sydneys Küstenstreifen gemacht. Auch dort werden sehr häufig Haie gesichtet. Schon am 2.Januar sind wir dann wieder nach Warwick aufgebrochen, jeder eine 5,5 Stunden Strecke gefahren und abends erschöpft ins Bett gefallen.

Doch es blieb keine Zeit zum Ausruhen, denn jetzt bin ich wieder bei der Familie mit den drei Kindern um noch ein wenig Geld zu verdienen. Und es hat sich so ergeben, dass Andrew hier einen Job als Farm-Hand bekommen hat. Für morgen steht Branding auf dem Plan – den kleinen Kälbern wird die Markierung der Farm eingebrannt – und das ist eine riesige Aufgabe, bei der er aushelfen kann.





So, genug für heute! Ich sende ganz liebe Grüße und tausende Küsschen an euch alle und mache mich jetzt auf ins Bettchen...