Ein herzliches Hallo aus
den Weiten Australiens!
Es tut mir leid, dass es
mal wieder so lange gedauert hat, bis ihr Neuigkeiten von mir hört,
aber das können wir auf zwei Tatsachen schieben: 1.) Ich war in den
letzten zwei Wochen sehr beschäftigt und 2.) auf Reise in Ecken
diesen Landes, in denen es nur schwer eine Internetverbindung gibt
;-)
Natürlich sind auch
wieder einige spannende/traurige Dinge passiert: Schlechte
Neuigkeiten zuerst – meine Zimmernachbarin ist zurück nach
Neuseeland gegangen. Hayley hat nun neun Monate in Warwick verbracht
und musste in ihre Heimat zurück, da ihr Cousine geheiratet hat.
Allerdings auch gleich ein paar gute – die Lehrerin von meiner
alten Schule ist jetzt mit in mein Zimmer gezogen, sodass ich also
doch (noch) nicht allein bin. Und um gleich noch eins drauf zu setzen
– mein Brüderchen ist gerade hier, um mich zu besuchen und das ist
natürlich ein Grund zur Freude.
Da der Trip nach Canberra,
den ich letzte Woche mit den Schülern der 7.Klasse unternommen habe,
einen viel ausführlicheren Eintrag erfordert, möchte ich dieses Mal
von meinem Wochenendurlaub in Ayer´s Rock berichten.
Für alle unter euch, die
jetzt keinen Plan haben, was zum Teufel das eigentlich ist:
Ayer´s Rock, bei den
Eingeborenen (auch Aborigines genannt) als Uluru bekannt, ist der
große Fels, der ziemlich genau in der Mitte Australiens, im Gebiet
des Nothern Territory, liegt. In Europa sind eigentlich nur drei
Dinge über Australien bekannt: 1.) Das Opernhaus in Sydney, 2.) Das
Great Barrier Reef, welches zu den Weltkulturerben gehört und 3.)
Ayer´s Rock, der rote Fels mitten in der Wüste. Er ist ein
Monolith, ein Überbleibsel der ursprünglichen Erdmasse, dem Wind
und Wetter nichts anhaben konnten. Für die Ureinwohner Australiens
ist er ein heiliger Ort und für die meisten Touristen ein Muss. Man
kann Uluru nicht nur besichtigen, sondern sogar besteigen, allerdings
nur, wenn keine spirituellen Rituale abgehalten werden - die
Aborigines behalten es sich vor, den Touristen die Besichtigung zu
verweigern – sehr zum Ärger der Tourismusunternehmer.
Nachdem ich nun am Freitag
nach einer 18 Stunden langen Busfahrt aus Canberra zurück kam, habe
ich sofort meine Tasche gepackt und bin noch am Abend mit meiner
Reisebegleitung Lisa (Sie ist eine deutsche Austauschschülerin hier
in Warwick.) Richtung Flughafen in Brisbane gefahren.
Nebenbei bemerkt war das
meine erste Fahrt durch die Stadt hier in Australien und es war
leichter als gedacht. Unser Flug ging dann aber erst Samstag Morgen
6:30 Uhr – über Sydney und dann auf den kleinsten Flughafen, den
ich je gesehen habe. Ganz ehrlich, ich wusste ja, dass wir mitten in
der Wüste landen würden, aber mit diesem Mini-Flughafen hatte ich
dann doch nicht gerechnet.
Von dort aus wurden wir
dann mit einem Reisebus zum 10 Minuten entfernten Hotel Ressort
gefahren. Als wir die Reise vor 1,5 Monaten gebucht haben, wollten
wir uns den Luxus eines Hotels leisten, da eine Jugendherberge in
diesem Ressort unwesentlich günstiger wäre.
Unser Zimmer sah spitze
aus: zwei riesige Queen-size Betten und ein luxuriöses Badezimmer –
bei dem Preis allerdings auch angemessen. Auch der Rest der Anlage
ist sehr schön, ein Pool mit Liegen zum Sonnen, viele verschiedene
Pflanzenarten rund um die einzelnen Apartments und ein schickes
Restaurant. Das Uluru Ressort ist wie eine kleine Stadt aufgebaut und
im Zentrum gibt es einen Supermarkt, Restaurants und Bistros und
natürlich die obligatorischen Souvenirläden. Doch da es sich bei
dieser Stadt um ein sehr abgelegenes Fleckchen Erde handelt (und der
Tourismus dort boomt), sind die Preise sehr hoch.
Für Samstag Abend hatten
wir das sogenannte „Sounds of Silence“ Dinner gebucht, auf das
wir uns beide sehr gefreut haben. Schon bei der Ankunft am Ayer´s
Rock war uns mitgeteilt worden, dass die Sichtverhältnisse in der
Gegend aufgrund von Buschfeuern sehr eingeschränkt sind und so
konnten wir den riesigen Felsen durch Staub und Asche in der Ferne
kaum ausmachen. Nichtsdestotrotz fing das Dinner mit einem
Sektempfang sehr angenehm an und auch die ganze Atmosphäre mitten in
der Wüste war schön und romantisch. Wir wurden zu unserem Tisch
geführt, den wir mit zwei Pärchen aus Italien und zwei älteren
Pärchen aus Oklahoma geteilt haben, die Getränke wurden immer nach
geschenkt (Ich hatte mich für einen sehr leckeren Chardonnay
entschieden.) und eine Suppe als Vorspeise gereicht, als es plötzlich
anfing leicht zu regnen. Am Anfang hat es keinen gestört,
beziehungsweise jeder hat es versucht zu ignorieren, schließlich
wollte man sich von so etwas nicht den Abend vermiesen lassen. Doch
gerade als die Hälfte der Anwesenden ihre Hauptspeise vom Buffet
geholt hatte, setzte ein furchtbarer Wind an, in der Ferne war
Wetterleuchten zu sehen und der Regen wurde stärker, sodass die
Verantwortlichen die Veranstaltung abgeblasen haben. Zum Glück
hatten wir unser Essen schon verspeist und mussten nicht hungrig ins
Bett gehen und nun bekommen wir die Hälfte des Geldes für das
Dinner zurück.
Am nächsten Morgen stand
die „Camel to Sunrise“ Tour für uns an. Das heißt, wir mussten
4:45Uhr aufstehen (und das zum Sonntag!) und haben uns dann im
Halbdunkeln auf ein Kamel geschwungen und sind in einer Kolonne in
die Wüste aufgebrochen. Die Sichtbedingung hatten sich nur
geringfügig verbessert, dennoch hatten wir unseren Spaß auf den
Kamelen und allein das ist schon eine Erfahrung für sich. Für alle,
die noch nie auf einem Kamel geritten sind: Es ist beängstigend.
Grundlegend fühlt es sich wie Reiten auf einem Pferd an, aber das
Auf- und Absteigen ist das reinste Abenteuer. Zuerst stellt das Kamel
die Vorderbeine auf, sodass man nach hinten runterzurutschen droht
und dann schwingt es auch noch die Hinterbeine in die Höhe, während
sich der Reiter sich so gut es eben geht am Sattel festkrallt. Der 2
Stunden Trip war sehr angenehm und informativ und wurde zum Ende hin
sogar richtig spannend, als uns plötzlich ein Dingo (Dingos sind
wilde Hunde, vergleichbar mit unseren Wölfen – man will ihnen
nicht unbedingt begegnen.) verfolgte. Diese Tiere sehen echten Hunden
zum Verwechseln ähnlich!
Den Rest des Tages haben
Lisa und ich damit verbracht, etwas über die Aborigines und ihre
Kultur und Fertigkeiten zu lernen. Zum einen haben wir uns im
Speerwerfen versucht (Wer hätte das gedacht, ich bin ein Naturtalent
dafür, also falls ich jemals in der Wüste überleben muss, kann ich
mir schon einmal Essen besorgen.) und dann anschließend gelernt, wie
man typische Werkzeuge der Ureinwohner herstellt und benutzt. Der
Mann, der uns alles erklärt hat, ist halb Aborigine und halb
Deutscher – sein Familienname ist Krause, aber er spricht kein Wort
Deutsch.Später am Abend haben wir
dann auch noch einen Eingeborenen-Tanz gesehen und ich habe mich
sogar getraut mitzumachen – auch wenn das etwas albern ausgesehen
haben muss.
Immer noch nicht zufrieden
mit der Qualität unserer Fotos haben wir uns an unserem letzten Tag
am Ayer´s Rock früh am Morgen noch einmal zu einer
Aussichtsplattform begeben und letztlich doch noch ein paar schöne
Fotos vom großen roten Felsen in der Mitte Australiens erhascht.
Ayer´s Rock ist eine Art
spiritueller Ort, viele Leute kommen, ihn zu sehen und seine „Kraft“
zu spüren. Für mich war es ein sehr interessantes und bewegendes
Gefühl dort zu sein.
Wer hätte schon vor einem
Jahr gedacht, dass ich eines Tages (in nicht allzu ferner Zukunft)
dort sein werde und eines der Wunder der Natur betrachten darf.
Letztlich war ich dann
aber auch froh, als ich gestern Abend endlich wieder in mein Bett im
Internat kriechen und eine Mütze ordentlichen Schlaf kriegen konnte.
Als nächstes berichte ich
euch dann von den tollen Erlebnissen auf der Canberra-Reise und bis
dahin: Viele liebe Grüße aus Down Under!