Es tut mir leid, dass
wieder so viel Zeit verstrichen ist, seit ich mich zuletzt gemeldet
habe, aber wir haben hier in Queensland gerade Frühlingsferien (Für
euch klingt das jetzt sicher seltsam – Frühling im
September/Oktober, what the f***, aber ich bin ja in der südlichen
Hemisphäre und da ist eben alles umgedreht.) und ich war mit meinen
Gappy-Kollegen auf Tour durch den südlichen Teil des Staates.
Nun aber mal ganz langsam:
In der Woche vor den
Ferien haben sich die meisten Internatsschüler schon auf den Weg
nach Hause gemacht und es stand auch sonst nicht mehr viel an.
Am Donnerstag
(20.September) fand in der Junior School noch der Grandparents Day
statt – jedes Kind hat Einladungen an seine Großeltern geschickt
und die sind dann in die Schule gekommen und haben einen kleinen
Eindruck vom Alltag dort bekommen. Für uns hieß das hauptsächlich
Tee und Kaffee ausschenken und Kuchen reichen, von denen wir dann die
Reste als Afternoon Tea hatten.
Meine Gappy-Freunde hatten
als kleine Überraschung für mich zum Geburtstag einen Kuchen
gebacken, den sie mir dann Donnerstag-Abend mit angezündeten Kerzen
überreicht haben.
Freitag war ja letzten
Term immer mein freier Tag, aber vor den Ferien wurde ich 8:30 Uhr
von einem Anruf geweckt: “Steh auf, zieh dich an, wir brauchen dich
heute, hier ist zu wenig Personal!” Eifrig wie ich bin, hab ich
mich fertig gemacht und als ich dann in der Junior School ankam,
stand da eine riesige Torte mit einem Flamingo, Kerzen und “Happy
birthday, Laura!” auf dem Tisch. Alle Kollegen haben also für mich
gesungen, das war so süß.
Am Abend waren wir dann
noch zu einem kleinen Umtrunk zur Feier des Ende des Terms
eingeladen, wo wir uns nett mit allen Lehrern und Lehrerinnen
unterhalten haben. Natürlich wurden wir auch wieder von vielen
Leuten zu sich nach Hause eingeladen.
Am nächsten Morgen war ja
nun mein Geburtstag und dafür hat die Lehrerin von meiner alten
Schule in Dresden, die im Moment auch hier in Warwick lebt, ein
riesiges Frühstück vorbereitet. Unser Auto war gepackt und die
erste Station unserer Ferien war “The Plucked Duck – Goondiwindi
B&S”.
Schon ein paar Wochen
vorher kam Andrew auf mich zu und meinte: “Wir fahren mit einem
Freund von mir zu einer riesigen Feier im Outback.” Okay, alles
klar, ich bin dabei, wovon auch immer wir da reden. Wie sich
herausstellte ist ein B&S (Bachelors & Spinters –
Junggesellen und Junggesellinnen) im ursprünglichen Sinn ein großes
Zusammenkommen für die Bewohner des australischen Outbacks, die ja
sonst kaum sozialen Kontakt haben. Heutzutage handelt es sich dabei
mehr um eine Mega-Freiluftparty, bei der viel getrunken und getanzt
wird. Man baut sich ein kleines Lager auf, sitzt zusammen, spielt mit
einem Rugby-Ball, quatscht und beginnt schon am Mittag zu trinken.
Für die richtige Party muss man sich dann chic rausputzen, wobei die
Sachen selbst keinesfalls neu oder teuer sein sollten, sie werden
nämlich nicht nur dreckig, sondern auch zerrissen und mit
Lebensmittelfarbe bespritzt. Alles in allem waren circa 1200 Leute da
(Die größte Geburtstagsparty, die ich je hatte.) und es hat Spaß
gemacht, mit allen zu feiern.
Übernachtet haben wir
natürlich im Kofferraum unseres tollen Autos, wofür Andrew extra
Matratzen angepasst hat, dass sie das richtige Format haben. Nach dem
B&S brauchten wir allerdings alle erst mal eine Dusche und eine
dicke Portion Schlaf.
Auf dem Weg in die
Großstadt haben wir noch eine kurze Kaffeepause bei einer Freundin
gemacht, die eine Überraschung für mich hatte, von der ich
natürlich auch nichts wusste – sie hat mir einen Kuchen und die
köstlichsten Kekse der Welt gebacken – mein dritter
Geburtstagskuchen.
Die ersten zwei Tage waren
wir in Brisbane, der Hauptstadt Queenslands, wo wir Freunde von
Andrew getroffen und eine Stadtrundtour gemacht haben. Das Problem
mit Australien ist, dass das Land noch sehr jung ist und somit auch
seine Städte. Es gibt für einen Touristen in Brisbane nicht
wirklich viel zu entdecken, außer Hochhäusern und ein paar Museen
Unser nächster Stopp war
die Gold Coast, genauer gesagt, Surfers Paradise - wunderschönes,
blaues Meer und atemberaubende Sandstrände. Die Kulisse ist einfach
einzigartig, vor allem mit den riesigen Hochhäusern im Hintergrund
und den gefährlich hohen Wellen auf dem Pazifik.
Ein Freund von meiner
Schule ist gerade an der Gold Coast und wir haben uns zum Mittagessen
getroffen und ein wenig gequatscht – da wurde mir auch wieder
bewusst, wie weit über die Welt verstreut all die Leute sind, mit
denen ich gerade noch zur Schule gegangen bin!
Da es in Surfers Paradise
keine Campingplätze gibt, haben wir uns in ein billiges Jugendhotel
eingemietet und eine seltsame Überraschung erlebt: 1.) Als ich mich
gerade ins Land der Träume verabschieden wollte, höre ich aus einem
der umliegenden Zimmer deutschen Rap! Und 2.) Mehr oder weniger im
selben Moment bemerke ich, dass das Bett unter mir anfängt zu
wackeln und die junge Frau aus dem anderen Hochbett verschwunden ist.
Keine weiteren Ausführungen an dieser Stelle.
Ganz die Touries, die wir
sind, haben wir es uns gegönnt, im Hard Rock Cafe´Surfers Paradise
zu Abend zu essen. Da dieses ein eher kleines war, mussten wir auf
einen Tisch warten und haben uns die Zeit damit vertrieben, riesige
Cocktails zu schlürfen, deren Gläser wir anschließend behalten
durften (bei dem Preis auch echt angebracht!).
Surfers ist eine Art
Touristenhochburg, vor allem beliebt bei den jungen Party-Menschen,
also haben wir es uns auch nicht nehmen lassen, einen der zahlreichen
Nachtclubs zu besuchen. Das Gute war, dass Hayley und ich bei einem
morgendlichen Shopping-Trip ein paar kostenlose Eintrittskarten
bekommen haben (für gewöhnlich kostet der Eintritt ca. $20), die
uns dann gleichzeitig auch freie Getränke gesichert haben – wir
Glücklichen. Es war eine Ladys-Night, die Musik war gut und wir
haben beim Tanzen viel Spaß gehabt.
Die nächste Station war
Stradbroke Island, eine Insel östlich von Brisbane. Wir mussten mit
einer kleinen Fähre übersetzen und waren sofort von der Gegend
begeistert. Stradbroke ist ein kleines Paradies, total ruhig und mit
wunderschönen kleinen Buchten. Wir haben unser Zelt neben einer
Gruppe Jugendlicher aufgebaut, mit denen sich gleich angefreundet
wurde und so kam es am ersten Abend zu einem sportlichen Duell –
Aussies vs. Internationals. Ratet mal, wer gewonnen hat!
Hihi, auch wenn die Hälfte
von uns keinen Plan von Kricket hat und wir ein gemischtes Touch-Team
sind, haben wir die vier Jungs ohne Probleme besiegt.
Anschließend war Hayley
und mir nach Abkühlung, also sind wir in die kleine, an den
Campingplatz angeschlossene Bucht gegangen, um ein wenig zu
schwimmen, als die Jungs plötzlich meinten: „Dreht euch mal um, da
sind Delfine!“ Gott, sind wir erschrocken und erst mal schnell aus
dem Wasser raus, denn sie waren keine 20 Meter von uns entfernt! Die
Delfine sind dort einfach durch die Bucht geschwommen und ab und zu
sogar gesprungen, sodass wir sie in ihrer vollen Pracht sehen konnten
– einfach unglaublich.
Nach Stradbroke hat es uns
an die Sunshine Coast verschlagen, die leider überhaupt nicht sonnig
war. Die ersten beiden Tage hat es nur geregnet und dementsprechend
war auch unsere Stimmung langsam am Sinken. Zu allem Übel ging es
Harry dann auch noch schlecht (wie sich herausstellte hat er
Pfeiffersches Drüsenfieber!), aber wir haben das Beste daraus
gemacht.
Ein Lehrer, den alle nur
Mr. O nennen, weil sie seinen vollen Namen nicht aussprechen können,
hat uns zu einer Bootstour auf dem Noosa-River eingeladen. Die Stadt
Noose ist ein Touristenmagnet, vor allem beliebt bei den
Gutbetuchten. Schon sein Haus hat uns die Sprache verschlagen, eine
riesige Villa mit großem Garten in einer äußerst noblen
Nachbarschaft.
Zusammen mit seinen
Töchtern haben wir dann auf dem Fluss, der eigentlich ein Abzweig
des Meeres ist, eine Tour auf einem sogenannten Biscuit-Kissen
gemacht und ich sage euch, dass tut verdammt weh! Und ist irgendwie
auch lustig. Du liegst auf dieser aufblasbaren Matratze, krallst dich
fest und versuchst, deine Beine möglichst mit auf dem Kissen zu
halten, ansonsten schleifen sie über das Wasser, während du hinten
an dem Boot hängst. Trotz Regenwetter war das ein sehr lustiger
Ausflug.
Ansonsten haben wir die
Zeit an der Sunshine Coast damit verbracht, uns gegenseitig
Kartenspiele beizubringen (Ich bin total stolz, dass ich jetzt Herz
spielen kann und die Regeln sogar verstehe!) und uns noch besser
kennenzulernen. Auch auf diesem Campingplatz haben wir neue
Bekanntschaften gemacht – eine vierköpfige Familie mit zwei
kleinen Jungs, mit denen wir „Bullshit“ gespielt haben. Zu
späterer Stunde artete das Ganze dann in ein Trinkspiel aus und Mama
und Papa haben fleißig vor ihren Jungs getrunken, was ich persönlich
etwas seltsam fand, aber jedem das Seine.
Den Abschluss unserer
Reise haben Hayley und ich damit gefeiert, dass wir am Strand erst
ein wenig mit dem Rugby gespielt haben und anschließend eine
Sandburg gebaut und zerstört haben.
Wie die kleinen Kinder,
sage ich euch! Aber damit wir diese Zeit nie vergessen werden, haben
wir es im Sand verewigt.
So, ihr Lieben, jetzt seid
ihr wieder auf dem Laufenden und ich melde mich sicher bald mit neuen
Nachrichten aus dem fernen Australien...
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