Hallo meine Lieben, da
hier gerade ein furchtbarer Sturm losgebrochen ist und ich sonst auch
nichts zu tun habe, dachte ich mir, erzähle ich mal, was in Down
under in den letzten 14 Tagen Spannendes passiert ist.
Gleich am Tag, nachdem
mein Brüderchen wieder heim geflogen ist, haben mich meine Gappy-
Kollegen in Auto geladen und gemeinsam sind wir eine Kollegin aus der
Junior School besuchen gefahren. Auf dem Weg dorthin haben wir noch
an den sogenannten “Queen Mary Falls” gestoppt – einem schönen
Wasserfall mit kleinem Spaziergang.
Es war sehr entspannend
und hat mich etwas abgelenkt. Außerdem war es gut, dass wir vier mal
wieder etwas zusammen unternommen haben.
Unsere Kollegin wohnt in
New South Wales, dem südlichen Nachbarstaat Queenslands, circa eine
Autostunde von Warwick entfernt. Den Weg dorthin glaubte ich
allerdings nicht zu überleben, denn Andrew ist auf diesen winzigen,
kurvigen Straßen gefahren, als wäre eine Armee hinter ihm her! Um
ehrlich zu sein, habe ich kurzzeitig um mein Leben gebangt.
Das Häuschen, bei dem wir
letztlich ankamen, liegt in der Mitte von Nirgendwo, ist umringt von
kleinen Hügeln und vielen Kühen. Noch am selben Tag haben wir
gelernt, wie man eine Peitsche schwingt und durften alle einmal
reiten (Ich sogar zweimal!).
Bisher hatte ich noch nie
das Vergnügen, allein zu reiten, aber es hat mir sehr viel Spaß
gemacht und der Besitzer meinte anschließend zu mir, dass ich es
sogar sehr gut gemacht habe.
Die Landschaft in New
South Wales ist wunderschön – alles ist sehr grün und hügelig.
Irgendwie hat es mich ein wenig an zu Hause erinnert. Bevor wir
zurück nach Warwick sind, hat der Ehemann unserer Kollegin noch eine
kleine Rundtour durch das Areal mit uns gemacht und einige Stellen
zum Wandern gezeigt.
Für Weihnachten werde ich
auch wieder dort sein, da ihre drei großen Mädchen gerade in Europa
sind, haben sich Christine und Andrew die Jugendlichen asus Europa
nach Hause eingeladen.
Das bringt mich auch schon
zum nächsten Thema: Weihnachten in Australien.
Lieber Himmel, ich sage
euch, es sind zwar nur noch 37 Tage bis Heiligabend, aber ich kann es
mir im Moment überhaupt nicht vorstellen.
Für die Schüler der
ersten und zweiten Klasse habe ich am Donnerstag einen Vortrag über
Deutschland und unsere Weihnachtstraditionen gehalten – mit kleinen
Stollen und einem Räuchermann und Bildern vom Strietzelmarkt mit
Schnee. Die Kleinen und ich haben es sehr genossen, sie haben viele
Fragen gestellt und hingen an meinen Lippen. Als ich dann fertig war
und aus dem Klassenzimmer kam, traf mich allerdings eine Hitzefront –
36°C und reinster Sonnenschein. Wie zum Teufel soll ich denn so in
Weihnachtsstimmung kommen?!
Na ja, wir basteln im
Moment auch Weihnachtsschmuck in der Junior School und mit Hilfe
einiger kleiner Vorschüler habe ich einen Weihnachtsmann zum
Aufhängen gebastelt – meine Weihnachtsdeko für die Wohnung. Meine
Mitbewohnerin Eva und ich sind diese Woche auch in die Stadt gegangen
auf der Suche nach weihnachtlicher Dekoration. Letztlich haben wir
eine schöne Tischdecke, ein Rentier-Türschild, einen
Schlitten-förmigen Serviettenhalter und eine tolle Lichterkette
gekauft. Auch Materialien zum Basteln eines Adventskranzes haben wir
schon besorgt. Was genau wir dann als Reisig verwenden, wissen wir
zwar noch nicht, aber notfalls begnügen wir uns auch mit Palmzweigen
oder ähnlichem ;-)
Als wir letztes Wochenende
auf Grund von schlechtem Wetter zum Shoppen nach Toowoomba gefahren
sind, haben wir unsere erste australischen Weihnachtsdekoration
gesehen. Mitten im Shopping-Center steht ein riesiger, geschmückter
Baum und daneben zwei Lebkuchen-Figuren und ein Stuhl für Santa
Clause. Vorher war mir noch gar nicht so richtig bewusst, dass jetzt
die Zeit des Geschenkekaufens begonnen hat. Deshalb sind Eva und ich
auch gleich in einen Laden gegangen, in dem man nette Verpackungen
kaufen kann...Und ich habe mir Regen-feste und sehr schicke Schuhe
besorgt, da hier jetzt offiziell die Sturm und Unwetter-Zeit begonnen
hat.
Gegen unsere Langweile am
Abend haben Eva und ich uns jetzt eine Spiele-Box zugelegt, in der
man angeblich mehr als 100 Spiele finden kann – bisher haben wir
vier davon gespielt.
Wir laden uns Christoph
meistens noch dazu ein und dann bricht in unserer Wohnung eine
Spielhölle los, kann ich euch sagen. Gerade erst gestern haben wir
uns an Backgammon versucht, was sich als ein sehr interessantes Spiel
erwiesen hat. Zusammen mit einer Flasche Ginger Beer (eine Limonade
aus Ingwer) oder Weißwein (den hatten wir uns nach der stressigen
letzten Zeit gestern echt verdient) ergibt das einen schönen und
beruhigenden Abend, bei dem wir dann auch in sehr tiefsinnige und
ernste Gespräche kommen.
Wenn uns mal nicht nach
Spielen ist, schauen wir einfach eine Folge „Bones“. Die DVDs hat
mir Christine gegeben, weil ich ihr erzählt habe, wie gern ich diese
Serie schaue (vor allem mit meiner Mami).
Diese Woche hatten Eva und
ich aber mal etwas Besonderes geplant. Wie einige von euch vielleicht
wissen, war diese am Donnerstag der offizielle Kino-Start des letzten
„Twilight“ Filmes in allen Englischsprachigen Ländern und sogar
in Warwick konnte man den Film schon dann anschauen – also sind wir
gleich ins Kino gegangen und haben ihn gesehen.
Seit dem Trip nach
Canberra bin ich ja sehr gut mit einem der örtlichen Busfahrer
befreundet, der mich freundlicherweise in einem großen Bus für mich
allein bis vors Kino gefahren hat, nachdem er gerade ein paar der
Mädchen ins Internat zurück gebracht hatte.
Da Eva vorher noch einen
anderen Termin hatte, sind wir etwas später in die Vorstellung
gekommen und ein Platzanweiser hat uns zwei freie Sitze gezeigt. Als
wir uns nun also durch die sehr engen Sitzreihen gedrückt haben, um
ans andere Ende zu gelangen, bin ich an den Beinen einer Frau hängen
geblieben - und direkt auf dem Schoß ihres Mannes gelandet. Gott,
war das peinlich, vor allem da alle gerade gespannt auf die
Liebesszene auf der Leinwand gestarrt haben, bis ich anfing zu
quietschen und der Mann und seine Frau zu lachen.
Nichtsdestotrotz war der
Film sehr gut – am Anfang etwas komisch gemacht, zum Ende hin aber
sehr schön und wie immer mit guter Musikauswahl.
Vergangenen Sonntag war
ich zusammen mit Daniel, Eva und Christoph beim Bushwalking. Als mein
Handy 7Uhr morgens zu klingeln anfing, dachte ich schon, ich bin im
falschen Film, aber wir wollten besonders früh los, um die
morgendliche Ruhe beim Wandern zu genießen. Den Berg, den wir
erklommen haben, heißt Mount Mitchell und gehört zur Gap, der
Bergkette, die Warwick von Brisbane trennt. Die Strecke war 10,2km
lang und für den Anfang gut gewählt. Es hat 3,5 Stunden gedauert,
rauf und runter zu klettern – keine schlechte Zeit. Was mir
allerdings etwas Sorgen bereitet hat, war, dass mich schon auf dem
Hinweg ein Blutegel gebissen hat und um ehrlich zu sein, ich stehe
nicht wirklich auf Krabbeltiere auf mir. Als uns dann auf dem Rückweg
auch noch eine kleine Schlange und ein Leguan begegnet sind, war ich
froh, als wir endlich wieder am Auto waren.
Wenn ich euch nun schon
einmal etwas über die Schlangen hier erzähle, passt die nächste
Geschichte nun ganz gut:
Als ich vor zwei Wochen in
Richtung Junior School gelaufen bin, begegnete ich einer Kollegin,
die ganz gebannt in die Büsche gestarrt hat. Als ich gerade zu einem
„Hello Penny!“ angehoben habe, brachte sie mich zum Schweigen und
meinte nur: „There is a red-belly black in the bushes!“. Von
dieser Worten konnte ich mir zwei Dinge erschließen: 1.) Da ist eine
Schlange im Busch und 2.) Ich sollte das mal melden gehen. Trotz der
Gefahr, die von so einer Schlange ausgehen kann, war ich einfach nur
furchtbar neugierig und wollte sie gern sehen. Das Ende des Liedes
war aber, dass die Schlange sich verkrochen hat, sobald die
Schlangenfänger da waren und man sie an diesem Tag einfach nicht
mehr zu Gesicht bekommen hat.
Die red-belly black ist
eine giftige Schlange, die vor Menschen davonläuft und die noch viel
giftigere brown snake tötet. Diese wiederum jagt Menschen hinterher,
sobald sie die Vibrationen unserer Schritte wahrnimmt. Fazit: Lass
die red-belly leben, damit sie die brown snake tötet.
Nichtsdestotrotz wurde die
red-belly black snake vergangene Woche nochmals gesichtet und
letztlich mit einem Hammer brutal von meinen männlichen
Gappy-Kollegen erschlagen, nachdem die Ehefrau meines Chefs schon
einige Male mit ihrem riesigen Jeep darüber gefahren ist.
Andrew, der Ire in unserer
Runde, hat an diesem Tag schon ein geflohenes Pferd 5km um die Schule
gejagt. Als wir gerade unsere Mittagspause hatten und gelangweilt im
Office einen Ball über den Tisch gerollt haben, galoppierte es
plötzlich vorm Fenster entlang, gefolgt vom Chef. Ein Anblick, der
mich doch aufmerksam gemacht hatte und Andrew schaltete so schnell,
dass er seinen Keks zur Seite warf und nach draußen, dem Pferd
hinterher, stürmte.
Diese Woche war eine
besondere für alle Zwölftklässler hier – die sogenannte
Valedictory Woche. Am Mittwoch haben sie ihre finalen Examen
geschrieben und dann am Freitag ihren Abschluss gefeiert. Bei der
großen Schulversammlung am Morgen wurden alle Absolventen
ausgezeichnet und von der gesamten Schulgemeinschaft verabschiedet.
Abends haben sie dann noch ein riesiges Abendessen inklusive Eltern
und wichtigen Vertretern der Schule genossen.
Vorher allerdings haben
sich alle zur Schule gehörigen Personen beim „Speech Day“
eingefunden. Das ist eine Art Jahresabschluss, beim dem alle
Auszeichnungen vergeben werden und der Schulleiter eine ewig-lange
Rede hält (Dieses Jahr ging sie 27 Minuten und war so
stock-langweilig, das war schon nicht mehr lustig.). Begleitet wurde
das ganze von Chor und der Dudelsack-Band und einem Auftritt zweier
Schauspiel-Schüler. Alles in allem dauerte das Ganze 135 Minuten,
doch der beste Part kam erst anschließend.
Da ja die große Dining
Hall, die auf dem Schulgelände ist und in der die männlichen
Internatsschüler normalerweise essen, von den Abschlussschülern
belegt war, mussten die Jungs hier im Mädcheninternat essen.
Man möchte ja meinen,
dass man daraus ein nettes Abendessen für alle Internatsschüler
machen könnte, aber nein:
Direkt nach dem Speech Day
mussten alle Mädchen sofort in den Bus steigen und wir wurden zurück
ins Internat gefahren. Alles sollten sofort zum Abendessen und sich
damit auch noch beeilen. Innerhalb von 15 Minuten waren sie alle
abgefertigt und wurden aufgefordert, sofort ins Haus zu gehen und
drinnen zu bleiben, während die Jungs da sind. Mir war das relativ
egal, ich habe gemütlich gegessen und das Geschehen mit etwas
skeptische Miene beobachtet. Als nun alle Jungs in zum Essen
strömten, habe auch ich mich verzogen und wollte zurück zur Wohnung
laufen – kam aber nicht mal zur Tür rein! Ohne Mist, da haben die
Betreuerinnen hier die Mädchen doch tatsächlich im Haus
eingesperrt! Eva nennt es nur „Geschlechtertrennung auf
Australisch“. Und ich finde es einfach nur albern und lächerlich.
Aber natürlich hat das Eingesperrt-werden bei den Mädchen einen
Effekt hervorgerufen: Sie haben sich schreiend und in Unterwäsche
aus den Fenstern gehangen, als die Jungs zurück zum Bus gelaufen
sind – das haben die Betreuerinnen nun davon. Hätten sie einfach
alle zusammen gegessen, hätte sich sicher niemand ausgezogen,
sondern nur unterhalten...
Und wenn ich nun einmal
dabei bin, euch von Kuriositäten zu erzählen, kann ich noch etwas
berichten:
Man möchte ja
meinen, dass man in Australien sehr aufs Wassersparen aus ist, vor
allem jetzt, da es auf den Sommer zu geht, der sich ja schon als sehr
heiß ankündigt. Wenn es nun also draußen regnet (sowohl letzten
Samstag, als auch dieses komplette Wochenende), freut man sich, dass
man die wertvollen Blumen mal nicht aus der Leitung wässern muss.
Aber nein, die Chefin des Internats stellt jeden Tag die gefühlten
100 Sprinkler an und stellt sie natürlich auch nicht aus, wenn es
wie aus Eimern schüttet. Ach ja, und anstatt die Büsche, wässern
diese hier Fenster und Wege und sogar die Eingangstür zu unserer
Wohnung – sehr effektiv und Wasser-sparend.
So meine Lieben, bald ist Weihnachtszeit. Dieses Jahr
wird das für mich wohl ein wenig seltsam, aber das gehört zu der
Erfahrung Australien dazu. Bis bald, liebe Grüße, Lauri