Montag, 17. September 2012

Junior School Musical “A nice walk in the jungle” und eine kleine Überraschung

Hey, also dieses Mal war ich doch wirklich fix, oder?
Das liegt aber hauptsächlich daran, dass ich diese Woche so viel erlebt hab, dass ich das jetzt gleich mit euch teilen will.

Wir haben hier gerade die neunte Woche des Terms hinter uns gebracht und die stand in der Junior School ganz im Motto des Musicals. Ich weiß gerade gar nicht, ob ich das schon mal erwähnt habe, aber wir haben und den vergangenen fünf Wochen mit den kleinen Kids Lieder und Tänze einstudiert, die sie dann gestern vor Eltern, Großeltern, Geschwistern und Freunden der Schule vorgeführt haben.

Bereits in der zweiten Woche hier in Australien kam der irische Gappy, Andrew, zu mir und meinte: “Laura, am Ende des Terms müssen wir Ballett tanzen und ein paar Hebefiguren sollten wir dafür langsam mal einstudieren.”
Ihr könnt euch meinen verdutzten Gesichtsausdruck sicher bildlich vorstellen, weil ich in diesem Moment keinen Schimmer davon hatte, was er mir damit sagen will.
Die Woche darauf hat sich dann aber alles aufgeklärt, als ich im Musikunterricht mit den Schülern Tänze und Lieder gelernt habe.

Die Arbeit an dem Musical hat eine Menge Spaß gemacht, war aber auch sehr anstrengend und hier und da gab es auch ein paar Tränen. Jede Klasse hat eine Szene für sich bekommen, in der sie entweder gemeinsam getanzt oder gesungen haben und daneben gab es dann drei kleine Geschichten, die alles verbunden haben.

Die ganze Woche über sind wir morgens zur Town Hall gefahren und haben das ganze Stück geprobt und glaubt mir, es war eine Katastrophe! In der Junior School gibt es 118 Kinder im Alter von fünf bis neun Jahren....Kriegt die mal alle unter einen Hut und vor allem Kontrolle!
Nichtsdestotrotz war es ein sehr schönes Erlebnis und die Lieder werden mich jetzt wohl noch ein Weilchen gedanklich verfolgen.

Meine Aufgabe war es, zwei der Hauptdarsteller vorzubereiten, ihre Requisiten zusammen zu halten und ihren Text zu soufflieren. Die zwei sind einfach grandios und total süß gewesen und sind mittlerweile sogar ein wenig ineinander verliebt, glaub ich.
Tom hat ein super-kitschiges Boyband-Lied gesungen („One thing“ von One Direction), aber ich sage euch, der Junge hat die Stimme eines kleinen Engels! Wir waren alle hin und weg.

Zur Belustigung aller und Überraschung der Kids haben auch alle Lehrer und Mitarbeiter der Junior School etwas einstudiert – einen kleinen Ballett-Tanz zu „Schwanensee“.
Alle Frauen hatten ein hell-rosa Shirt und eine knall-pinke Leggins besorgt und gemeinsam haben wir rosa Tutus gebastelt. An dieser Stelle erklärt sich dann natürlich auch, warum Andrew meinte, wir müssen Hebefiguren einstudieren, denn wir beide waren die Hauptattraktion des Tanzes, haben so getan als seien wir Profis und es war einfach nur lustig.

Das Foto zeigt mich nach der Vorstellung mit extra viel pinkem Lidschatten – das Make-up wieder von meinem Gesicht zu bekommen, war dann die nächste Herausforderung.
Nach dieser Woche hatte ich meinen freien Tag wirklich nötig und hab ihn auch genutzt.

Am Abend war Hayley und mir so schrecklich langweilig, dass wir uns einfach ins Auto gesetzt haben und kreuz und quer durch Warwick gefahren sind. Auf der Suche nach einem guten Aussichtspunkt sind wir in einer Sackgasse gelandet und während des Wendens sind zwei wichtige Dinge passiert: 1.) Ich habe die erste Sternschnuppe meines Lebens gesehen und 2.) direkt vor unserem Scheinwerfer sind plötzlich zwei Kängurus aufgetaucht! Oh mein Gott, ich sage euch, wir sind beide so schrecklich erschrocken und hatten extremes Herzrasen. Auch wenn Hayley schon neun Monate in Australien ist, hat sie bis zu diesem Punkt noch kein lebendes Känguru gesehen und wir waren beide äußerst aufgeregt. Der Freitagabend war also nicht vergeudet.

Allerdings war das noch lange nicht das Ende der Woche für mich:
Samstag mussten wir wieder früh raus, weil dieses Wochenende das große TAS-Finale anstand und wir nach Brisbane gefahren sind. Alle Touch-Teams haben ihre Spiele gewonnen und haben jetzt die Premiership inne. Auch Firsts und Seconds der Volleyball-Mädels haben es bis ins Finale geschafft, aber leider in sehr spannenden Spielen und nur ganz knapp verloren.
Für mich heißt das jetzt 3 Monate kein TAS, da erst in Term 1 wieder gespielt wird.

Und auch am Sonntag sind wir wieder sehr früh aufgestanden, dieses Mal um an die Gold Coast zur Warner Bros. Movie World Australia zu fahren. Weil die Internatskinder dieses Jahr nicht auf die EKKA, eine Art Austellung inkl. Fahrgeschäfte und anderen Vergnügungen, gegangen sind, gab es diesen Term eben den Ausflug in den Freizeitpark und wir durften mit.
Es war ein schöner Tag und wir haben ihn in vollen Zügen genossen.

Der Park selbst ist nicht allzu groß, aber es gibt ein paar sehr beeindruckende Achterbahnen, die ich natürlich (fast) alle bezwungen habe. Um ehrlich zu sein, wäre mir bei den meisten fast das Herz stehen geblieben, aber da die anderen Gappies mich mitgeschleppt haben, blieb mir ja nichts anderes übrig. Und wenn man es dann einmal gemacht hat, freut man sich ja auch darüber, seine Ängste bezwungen zu haben, oder?

Meine liebe Mitbewohnerin Hayley hat mich allerdings auch böse reingelegt:
Eines der Fahrgeschäfte heißt Scoobydoo und sie meinte: „Oh, das ist nur eine Geisterbahn und die versuchen dich halt zu erschrecken, nichts mit Achterbahn oder so.“ Tja, nach 45 Minuten warten, war es aber genau das, eine Achterbahn, mit Rückwärtsfahren und allen möglichen Spielereien – rauf runter, links rechts, um die Kurve usw.
Wir haben uns einen Ast gelacht, auch wenn ich kurzzeitig total erschrocken bin.

Nach zwei Tagen früh aufstehen und viel Action bin ich jetzt aber echt müde und geschafft, weshalb ich auch gleich in mein Bettchen hüpfe. Vorher nur noch zwei Sachen:

Mir ist gerade aufgefallen, dass ich euch noch gar nicht erzählt habe, dass ich das Wochenende zuvor auf einer Milchfarm Kühe gemolken habe und Quad gefahren bin und in einem Bergfluss gebadet habe (um 6 Uhr abends wohl bemerkt).
Es hat auf der Farm zwar total gestunken (verständlich, bei 387 Kühen auf einem Haufen), aber die Arbeit war total lustig und interessant.

Und zum Abschluss dieses Eintrags möchte ich noch etwas ganz wichtiges loswerden...

Letzter Montag war der 10.September – der erste Jahrestag für meinen Drops und mich, den wir aber leider getrennt verbringen mussten. Nichtsdestotrotz liebe ich diesen ganz besonderen Menschen und hoffe, das weiß er auch.
Ihm verdanke ich, dass ich jetzt bin, wer ich bin und das wohl schönste Jahr meines Lebens.

Aber natürlich danke ich auch euch allen, dass ihr immer für mich da seid.
Liebe Grüße nach Deutschland aus dem langsam warm werdenden Australien!
Lauri

Donnerstag, 6. September 2012

Alltag, Lehrerin-Sein und was es aus Australien noch so zu erzählen gibt

An erster Stelle möchte ich mich dieses Mal entschuldigen – ich weiß, dieses Mal habe ich echt lange gebraucht, mal wieder etwas Neues zu schreiben...

Da das nun echt mal an der Zeit ist, erkläre ich euch, was genau ich hier eigentlich den lieben langen Tag zu tun habe und wie mein Alltag in Warwick so aussieht:

Jeden Montag bis Donnerstag klingelt mein Wecker 7:10Uhr ( das ist in Mitteleuropäischer Zeit 23:10Uhr), ich stehe etwas schlaftrunken und sachte auf, mach mir einen Toast (auf dem man abwechselnd Peanutbutter – äußerst lecker, Nutella-ähnliches Haselnuss-Zeug oder einfach nur Butter mit Salz findet) und schaue dabei Nachrichten. Das klingt jetzt alles nicht sonderlich spannend, aber um ehrlich zu sein, ist es fast wie zu Hause – wenigstens habe ich eine morgendliche Routine. Ach ja, und die Nachrichten sind extrem witzig. Keine Ahnung, aber die Australier haben echt einen interessanten Sinn für Humor (auch wenn der Moderator eigentlich aus Neuseeland kommt und dort wegen rassistischen Witzen raus geflogen ist) und so komme ich schneller ins Englische rein.
Punkt 8Uhr fährt der Bus zur Schule und wenn man den verpasst (wie Hayley und ich in der dritten Schulwoche), muss man eben $13 für ein Taxi bezahlen. Die Fahrt zur Schule dauert ungefähr 5-8 Minuten und zu dieser Tageszeit hängt jeder noch seinen eigenen Gedanken nach.
Meine Frühschicht, die sich „Playground Duty“ nennt, beginnt 8:15Uhr. Dort verhalte ich mich wie eine Sicherheitskamera – mein Kopf schweift von links nach rechts, immer auf der Suche nach Gefahr, Streit oder Unfällen. Um ehrlich zu sein, sind diese 25 Minuten, bis ich die Kinder losschicke, die Glocke zu läuten, meistens recht unspektakulär. Aber es gibt tatsächlich übertrieben ängstliche Eltern, die ihren Kindern nicht erlauben, auf einem Spielplatz zu spielen, weshalb ich dann schauen muss, dass diese sich dann irgendwie anderweitig beschäftigen.


Vormittags bin ich im Moment hauptsächlich mit der zweiten Klasse oder den Vorschülern zugange.
Da es in der zweiten Klasse (im Gegensatz zu den anderen jungen Klassen) nur eine Lehrerin gibt, ist diese sehr dankbar, ein helfendes Paar Hände im Klassenzimmer zu haben. Sie gibt mir meistens eine Gruppe von Schülern, die noch nicht perfekt, aber ziemlich gut lesen können und mit denen arbeite ich mich dann durch ein Buch – sie lesen es mir vor und dann werden Arbeitsblätter dazu ausgefüllt. Ab und zu machen wir am Morgen auch Buchstabierübungen und die darf ich mit den Kids allein machen, das heißt, die Lehrerin erledigt anderweitige Vorbereitungen und die Schüler müssen auf mein Kommando hören. Letztens hat sie mir sogar eine ganze Mathe-Stunde überlassen! Es ist wirklich recht kompliziert, einen kühlen Kopf und den Überblick zu bewahren, wenn 21 Kinder gleichzeitig irgendetwas von einem wollen, aber es macht viel Spaß, vor allem wenn man dann das erste Verstehen in ihren Gesichtern erkennen kann.
Das selbe gilt natürlich für die Vorschüler genauso und die sind sogar noch einen Tick süßer. Dort sind wir meist zu dritt und am Morgen müssen die Kleinen sogar richtige Schulaufgaben erledigen und sollen auch schon Lesen lernen. Sie zeigen uns ihre Arbeit und wir überprüfen, ob sie es auch wirklich verstanden haben und wiederholen können etc.

Ab und an gehe ich mit den verschiedenen Klassen auch zu Musik oder Sport, wo ich die Lehrerinnen unterstütze, die Kinder im Zaum zu halten und gegebenenfalls mit ihnen zur Toilette oder ins Arztzimmer zu gehen. Da es in den unterschiedlichen Klassen auch Kids gibt, die besondere Betreuung benötigen, liegt mein Augenmerk meistens auf diesen.

Die schwerste Aufgabe meines Arbeitstages in der Junior School ist die sogenannte „Dining Hall Duty“ - Mittagspause. Wir müssen alle Erst- bis Viertklässler 150m quer über den gesamten Campus, mitten durch die Senior School zur Cafeteria lotsen und dort dann für Ordnung sorgen. Kleine Kinder können Monster sein, dass kann ich euch sagen! Du kannst ihnen erzählen, dass sie viel zu laut sind und dass sie auf dem Weg bleiben sollen und sie hören gar nicht erst hin. Traurig, aber wahr. Letztlich kriegen wir diese 45 Minuten auch herum und sind froh, wenn wir die Kinder einer anderen Person überlassen und unsere Pause genießen dürfen.

Nachmittags fallen dann meistens Dinge wir Stifte spitzen, kopieren und aufräumen an. Einige der Lehrer stapeln auch die Hefte, die zu korrigieren sind, vor mir auf und ich verbringe ein, zwei Stunden damit zu rätseln, was das Wort eigentlich heißen soll. Für jeden Schüler gibt es ein sogenanntes Portfolio, in das alle guten Arbeiten eingeklebt werden, welches die Eltern dann am Ende des Jahres zu sehen bekommen – und ratet mal, wer diese Teile zusammenklebt? Richtig geraten, das bleibt an mir hängen.

Aller zwei Jahre gibt es ein Junior School Musical und glücklicherweise habe ich genau dieses Jahr erwischt, in dem es wieder eins gibt. Es heißt „ A trip through the jungle“ und alle Klassen von Prep bis Year 4 haben eine Rolle. Klassenweise haben sie einen Tanz und ein Lied einstudiert, welches sie dann nächste Woche Donnerstag in der Stadthalle vor allen Eltern und Lehrern vorführen werden. Es macht sehr viel Spaß bei den Proben zuzusehen und gelegentlich auch mitzutanzen.
Was die Kids nicht wissen, ist, dass auch wir Lehrer und Gappies einen Tanz einstudiert haben: Gemeinsam werden wir den Schwanensee-Tanz vorführen und Andrew (irischer Gappy) und ich tun so, als seien wir absolute Profis, mit Hebefiguren und allem drum und dran. Zwar kann ich mich noch nicht ganz so mit meinem rosa Kostüm bestehend aus einem T-Shirt einer Leggins und einem Tutu anfreunden, aber das wird schon.

Wenn dann 15:10Uhr alle Kinder von ihren Eltern abgeholt worden sind, ist die Arbeit in der Schule für den Tag erledigt. Dienstags und donnerstags muss ich dann noch 1,5 Stunden beim TAS (The Associated Schools) Training zuschauen und dann fahren wir zurück ins Internat.
Das ist so der grundlegende Überblick über meinen Alltag in Warwick und den Job, den ich hier mache.


Seit meinem letzten Eintrag sind ja nun zwei Wochen vergangen und ich habe euch noch gar nicht erzählt, dass wir letzte Woche ein Auto gekauft haben.
Es ist ein zehn Jahre alter Ford Falcon und ein absolut cooles Auto, das sich für unsere Bedürfnisse perfekt eignet. Zur Feier des Kaufes sind wir letzten Samstag ganz spontan nach Brisbane gefahren und ich sage euch, das war der Hammer! Da die Strecke nicht weiter kompliziert ist und auch nicht zu viel Verkehr herrscht, durfte ich die 2,5 Stunden auf dem Highway fahren. Und es ist ein sehr komisches Gefühl, auf der anderen Straßenseite zu fahren, aber alles lief gut.
Bevor wir los sind haben Hayley und ich noch schnell zwei total coole CDs zusammengestellt und ich habe einen Bekannten in Brisbane angerufen, ob er uns nicht eine Tour durch die Stadt geben könne.


Das Wetter war perfekt, der Tag war schön und wir haben einen tollen Roadtrip gemacht.
Matthew hat uns ins Stadtzentrum von Brisbane gelotst und rumgeführt. Anschließend haben wir zusammen mit seiner Familie Pizza gegessen und den Abend mit einer extrem witzigen Runde Bowling und einer Taxi-Boot-Tour ausklingen lassen.
Ich habe noch nie soooooooo schlecht gebowlt, aber als man einen Gutschein gewinnen konnte, habe ich plötzlich einen Strike gemacht.

Am nächsten Morgen haben wir ein deutsches Frühstück serviert bekommen (Matthew war ein Gappy in meiner Schule und seine Familie ist total begeistert von Deutschland) und sind gemütlich wieder zurück nach Warwick gefahren.
Dieses Wochenende fahren wir nach Toowoomba und wollen uns schicke Klamotte für das Rodeo in ein paar Wochen besorgen.
Ich habe euch lieb, herzliche Grüße aus Australien und bis zum nächsten Mal!
Lauri