Donnerstag, 6. September 2012

Alltag, Lehrerin-Sein und was es aus Australien noch so zu erzählen gibt

An erster Stelle möchte ich mich dieses Mal entschuldigen – ich weiß, dieses Mal habe ich echt lange gebraucht, mal wieder etwas Neues zu schreiben...

Da das nun echt mal an der Zeit ist, erkläre ich euch, was genau ich hier eigentlich den lieben langen Tag zu tun habe und wie mein Alltag in Warwick so aussieht:

Jeden Montag bis Donnerstag klingelt mein Wecker 7:10Uhr ( das ist in Mitteleuropäischer Zeit 23:10Uhr), ich stehe etwas schlaftrunken und sachte auf, mach mir einen Toast (auf dem man abwechselnd Peanutbutter – äußerst lecker, Nutella-ähnliches Haselnuss-Zeug oder einfach nur Butter mit Salz findet) und schaue dabei Nachrichten. Das klingt jetzt alles nicht sonderlich spannend, aber um ehrlich zu sein, ist es fast wie zu Hause – wenigstens habe ich eine morgendliche Routine. Ach ja, und die Nachrichten sind extrem witzig. Keine Ahnung, aber die Australier haben echt einen interessanten Sinn für Humor (auch wenn der Moderator eigentlich aus Neuseeland kommt und dort wegen rassistischen Witzen raus geflogen ist) und so komme ich schneller ins Englische rein.
Punkt 8Uhr fährt der Bus zur Schule und wenn man den verpasst (wie Hayley und ich in der dritten Schulwoche), muss man eben $13 für ein Taxi bezahlen. Die Fahrt zur Schule dauert ungefähr 5-8 Minuten und zu dieser Tageszeit hängt jeder noch seinen eigenen Gedanken nach.
Meine Frühschicht, die sich „Playground Duty“ nennt, beginnt 8:15Uhr. Dort verhalte ich mich wie eine Sicherheitskamera – mein Kopf schweift von links nach rechts, immer auf der Suche nach Gefahr, Streit oder Unfällen. Um ehrlich zu sein, sind diese 25 Minuten, bis ich die Kinder losschicke, die Glocke zu läuten, meistens recht unspektakulär. Aber es gibt tatsächlich übertrieben ängstliche Eltern, die ihren Kindern nicht erlauben, auf einem Spielplatz zu spielen, weshalb ich dann schauen muss, dass diese sich dann irgendwie anderweitig beschäftigen.


Vormittags bin ich im Moment hauptsächlich mit der zweiten Klasse oder den Vorschülern zugange.
Da es in der zweiten Klasse (im Gegensatz zu den anderen jungen Klassen) nur eine Lehrerin gibt, ist diese sehr dankbar, ein helfendes Paar Hände im Klassenzimmer zu haben. Sie gibt mir meistens eine Gruppe von Schülern, die noch nicht perfekt, aber ziemlich gut lesen können und mit denen arbeite ich mich dann durch ein Buch – sie lesen es mir vor und dann werden Arbeitsblätter dazu ausgefüllt. Ab und zu machen wir am Morgen auch Buchstabierübungen und die darf ich mit den Kids allein machen, das heißt, die Lehrerin erledigt anderweitige Vorbereitungen und die Schüler müssen auf mein Kommando hören. Letztens hat sie mir sogar eine ganze Mathe-Stunde überlassen! Es ist wirklich recht kompliziert, einen kühlen Kopf und den Überblick zu bewahren, wenn 21 Kinder gleichzeitig irgendetwas von einem wollen, aber es macht viel Spaß, vor allem wenn man dann das erste Verstehen in ihren Gesichtern erkennen kann.
Das selbe gilt natürlich für die Vorschüler genauso und die sind sogar noch einen Tick süßer. Dort sind wir meist zu dritt und am Morgen müssen die Kleinen sogar richtige Schulaufgaben erledigen und sollen auch schon Lesen lernen. Sie zeigen uns ihre Arbeit und wir überprüfen, ob sie es auch wirklich verstanden haben und wiederholen können etc.

Ab und an gehe ich mit den verschiedenen Klassen auch zu Musik oder Sport, wo ich die Lehrerinnen unterstütze, die Kinder im Zaum zu halten und gegebenenfalls mit ihnen zur Toilette oder ins Arztzimmer zu gehen. Da es in den unterschiedlichen Klassen auch Kids gibt, die besondere Betreuung benötigen, liegt mein Augenmerk meistens auf diesen.

Die schwerste Aufgabe meines Arbeitstages in der Junior School ist die sogenannte „Dining Hall Duty“ - Mittagspause. Wir müssen alle Erst- bis Viertklässler 150m quer über den gesamten Campus, mitten durch die Senior School zur Cafeteria lotsen und dort dann für Ordnung sorgen. Kleine Kinder können Monster sein, dass kann ich euch sagen! Du kannst ihnen erzählen, dass sie viel zu laut sind und dass sie auf dem Weg bleiben sollen und sie hören gar nicht erst hin. Traurig, aber wahr. Letztlich kriegen wir diese 45 Minuten auch herum und sind froh, wenn wir die Kinder einer anderen Person überlassen und unsere Pause genießen dürfen.

Nachmittags fallen dann meistens Dinge wir Stifte spitzen, kopieren und aufräumen an. Einige der Lehrer stapeln auch die Hefte, die zu korrigieren sind, vor mir auf und ich verbringe ein, zwei Stunden damit zu rätseln, was das Wort eigentlich heißen soll. Für jeden Schüler gibt es ein sogenanntes Portfolio, in das alle guten Arbeiten eingeklebt werden, welches die Eltern dann am Ende des Jahres zu sehen bekommen – und ratet mal, wer diese Teile zusammenklebt? Richtig geraten, das bleibt an mir hängen.

Aller zwei Jahre gibt es ein Junior School Musical und glücklicherweise habe ich genau dieses Jahr erwischt, in dem es wieder eins gibt. Es heißt „ A trip through the jungle“ und alle Klassen von Prep bis Year 4 haben eine Rolle. Klassenweise haben sie einen Tanz und ein Lied einstudiert, welches sie dann nächste Woche Donnerstag in der Stadthalle vor allen Eltern und Lehrern vorführen werden. Es macht sehr viel Spaß bei den Proben zuzusehen und gelegentlich auch mitzutanzen.
Was die Kids nicht wissen, ist, dass auch wir Lehrer und Gappies einen Tanz einstudiert haben: Gemeinsam werden wir den Schwanensee-Tanz vorführen und Andrew (irischer Gappy) und ich tun so, als seien wir absolute Profis, mit Hebefiguren und allem drum und dran. Zwar kann ich mich noch nicht ganz so mit meinem rosa Kostüm bestehend aus einem T-Shirt einer Leggins und einem Tutu anfreunden, aber das wird schon.

Wenn dann 15:10Uhr alle Kinder von ihren Eltern abgeholt worden sind, ist die Arbeit in der Schule für den Tag erledigt. Dienstags und donnerstags muss ich dann noch 1,5 Stunden beim TAS (The Associated Schools) Training zuschauen und dann fahren wir zurück ins Internat.
Das ist so der grundlegende Überblick über meinen Alltag in Warwick und den Job, den ich hier mache.


Seit meinem letzten Eintrag sind ja nun zwei Wochen vergangen und ich habe euch noch gar nicht erzählt, dass wir letzte Woche ein Auto gekauft haben.
Es ist ein zehn Jahre alter Ford Falcon und ein absolut cooles Auto, das sich für unsere Bedürfnisse perfekt eignet. Zur Feier des Kaufes sind wir letzten Samstag ganz spontan nach Brisbane gefahren und ich sage euch, das war der Hammer! Da die Strecke nicht weiter kompliziert ist und auch nicht zu viel Verkehr herrscht, durfte ich die 2,5 Stunden auf dem Highway fahren. Und es ist ein sehr komisches Gefühl, auf der anderen Straßenseite zu fahren, aber alles lief gut.
Bevor wir los sind haben Hayley und ich noch schnell zwei total coole CDs zusammengestellt und ich habe einen Bekannten in Brisbane angerufen, ob er uns nicht eine Tour durch die Stadt geben könne.


Das Wetter war perfekt, der Tag war schön und wir haben einen tollen Roadtrip gemacht.
Matthew hat uns ins Stadtzentrum von Brisbane gelotst und rumgeführt. Anschließend haben wir zusammen mit seiner Familie Pizza gegessen und den Abend mit einer extrem witzigen Runde Bowling und einer Taxi-Boot-Tour ausklingen lassen.
Ich habe noch nie soooooooo schlecht gebowlt, aber als man einen Gutschein gewinnen konnte, habe ich plötzlich einen Strike gemacht.

Am nächsten Morgen haben wir ein deutsches Frühstück serviert bekommen (Matthew war ein Gappy in meiner Schule und seine Familie ist total begeistert von Deutschland) und sind gemütlich wieder zurück nach Warwick gefahren.
Dieses Wochenende fahren wir nach Toowoomba und wollen uns schicke Klamotte für das Rodeo in ein paar Wochen besorgen.
Ich habe euch lieb, herzliche Grüße aus Australien und bis zum nächsten Mal!
Lauri

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