An erster Stelle möchte
ich mich dieses Mal entschuldigen – ich weiß, dieses Mal habe ich
echt lange gebraucht, mal wieder etwas Neues zu schreiben...
Da das nun echt mal an der
Zeit ist, erkläre ich euch, was genau ich hier eigentlich den lieben
langen Tag zu tun habe und wie mein Alltag in Warwick so aussieht:
Jeden Montag bis
Donnerstag klingelt mein Wecker 7:10Uhr ( das ist in
Mitteleuropäischer Zeit 23:10Uhr), ich stehe etwas schlaftrunken und
sachte auf, mach mir einen Toast (auf dem man abwechselnd
Peanutbutter – äußerst lecker, Nutella-ähnliches Haselnuss-Zeug
oder einfach nur Butter mit Salz findet) und schaue dabei
Nachrichten. Das klingt jetzt alles nicht sonderlich spannend, aber
um ehrlich zu sein, ist es fast wie zu Hause – wenigstens habe ich
eine morgendliche Routine. Ach ja, und die Nachrichten sind extrem
witzig. Keine Ahnung, aber die Australier haben echt einen
interessanten Sinn für Humor (auch wenn der Moderator eigentlich aus
Neuseeland kommt und dort wegen rassistischen Witzen raus geflogen
ist) und so komme ich schneller ins Englische rein.
Punkt 8Uhr fährt der Bus
zur Schule und wenn man den verpasst (wie Hayley und ich in der
dritten Schulwoche), muss man eben $13 für ein Taxi bezahlen. Die
Fahrt zur Schule dauert ungefähr 5-8 Minuten und zu dieser Tageszeit
hängt jeder noch seinen eigenen Gedanken nach.
Meine Frühschicht, die
sich „Playground Duty“ nennt, beginnt 8:15Uhr. Dort verhalte ich
mich wie eine Sicherheitskamera – mein Kopf schweift von links nach
rechts, immer auf der Suche nach Gefahr, Streit oder Unfällen. Um
ehrlich zu sein, sind diese 25 Minuten, bis ich die Kinder
losschicke, die Glocke zu läuten, meistens recht unspektakulär.
Aber es gibt tatsächlich übertrieben ängstliche Eltern, die ihren
Kindern nicht erlauben, auf einem Spielplatz zu spielen, weshalb ich
dann schauen muss, dass diese sich dann irgendwie anderweitig
beschäftigen.
Vormittags bin ich im
Moment hauptsächlich mit der zweiten Klasse oder den Vorschülern
zugange.
Da es in der zweiten
Klasse (im Gegensatz zu den anderen jungen Klassen) nur eine Lehrerin
gibt, ist diese sehr dankbar, ein helfendes Paar Hände im
Klassenzimmer zu haben. Sie gibt mir meistens eine Gruppe von
Schülern, die noch nicht perfekt, aber ziemlich gut lesen können
und mit denen arbeite ich mich dann durch ein Buch – sie lesen es
mir vor und dann werden Arbeitsblätter dazu ausgefüllt. Ab und zu
machen wir am Morgen auch Buchstabierübungen und die darf ich mit
den Kids allein machen, das heißt, die Lehrerin erledigt
anderweitige Vorbereitungen und die Schüler müssen auf mein
Kommando hören. Letztens hat sie mir sogar eine ganze Mathe-Stunde
überlassen! Es ist wirklich recht kompliziert, einen kühlen Kopf
und den Überblick zu bewahren, wenn 21 Kinder gleichzeitig
irgendetwas von einem wollen, aber es macht viel Spaß, vor allem
wenn man dann das erste Verstehen in ihren Gesichtern erkennen kann.
Das selbe gilt natürlich
für die Vorschüler genauso und die sind sogar noch einen Tick
süßer. Dort sind wir meist zu dritt und am Morgen müssen die
Kleinen sogar richtige Schulaufgaben erledigen und sollen auch schon
Lesen lernen. Sie zeigen uns ihre Arbeit und wir überprüfen, ob sie
es auch wirklich verstanden haben und wiederholen können etc.
Ab und an gehe ich mit den
verschiedenen Klassen auch zu Musik oder Sport, wo ich die
Lehrerinnen unterstütze, die Kinder im Zaum zu halten und
gegebenenfalls mit ihnen zur Toilette oder ins Arztzimmer zu gehen.
Da es in den unterschiedlichen Klassen auch Kids gibt, die besondere
Betreuung benötigen, liegt mein Augenmerk meistens auf diesen.
Die schwerste Aufgabe
meines Arbeitstages in der Junior School ist die sogenannte „Dining
Hall Duty“ - Mittagspause. Wir müssen alle Erst- bis Viertklässler
150m quer über den gesamten Campus, mitten durch die Senior School
zur Cafeteria lotsen und dort dann für Ordnung sorgen. Kleine Kinder
können Monster sein, dass kann ich euch sagen! Du kannst ihnen
erzählen, dass sie viel zu laut sind und dass sie auf dem Weg
bleiben sollen und sie hören gar nicht erst hin. Traurig, aber wahr.
Letztlich kriegen wir diese 45 Minuten auch herum und sind froh, wenn
wir die Kinder einer anderen Person überlassen und unsere Pause
genießen dürfen.
Nachmittags fallen dann
meistens Dinge wir Stifte spitzen, kopieren und aufräumen an. Einige
der Lehrer stapeln auch die Hefte, die zu korrigieren sind, vor mir
auf und ich verbringe ein, zwei Stunden damit zu rätseln, was das
Wort eigentlich heißen soll. Für jeden Schüler gibt es ein
sogenanntes Portfolio, in das alle guten Arbeiten eingeklebt werden,
welches die Eltern dann am Ende des Jahres zu sehen bekommen – und
ratet mal, wer diese Teile zusammenklebt? Richtig geraten, das bleibt
an mir hängen.
Aller zwei Jahre gibt es
ein Junior School Musical und glücklicherweise habe ich genau dieses
Jahr erwischt, in dem es wieder eins gibt. Es heißt „ A trip
through the jungle“ und alle Klassen von Prep bis Year 4 haben eine
Rolle. Klassenweise haben sie einen Tanz und ein Lied einstudiert,
welches sie dann nächste Woche Donnerstag in der Stadthalle vor
allen Eltern und Lehrern vorführen werden. Es macht sehr viel Spaß
bei den Proben zuzusehen und gelegentlich auch mitzutanzen.
Was die Kids nicht wissen,
ist, dass auch wir Lehrer und Gappies einen Tanz einstudiert haben:
Gemeinsam werden wir den Schwanensee-Tanz vorführen und Andrew
(irischer Gappy) und ich tun so, als seien wir absolute Profis, mit
Hebefiguren und allem drum und dran. Zwar kann ich mich noch nicht
ganz so mit meinem rosa Kostüm bestehend aus einem T-Shirt einer
Leggins und einem Tutu anfreunden, aber das wird schon.
Wenn dann 15:10Uhr alle
Kinder von ihren Eltern abgeholt worden sind, ist die Arbeit in der
Schule für den Tag erledigt. Dienstags und donnerstags muss ich dann
noch 1,5 Stunden beim TAS (The Associated
Schools) Training zuschauen und dann fahren wir zurück ins Internat.
Das ist so der
grundlegende Überblick über meinen Alltag in Warwick und den Job,
den ich hier mache.
Seit meinem letzten
Eintrag sind ja nun zwei Wochen vergangen und ich habe euch noch gar
nicht erzählt, dass wir letzte Woche ein Auto gekauft haben.
Es ist ein zehn Jahre
alter Ford Falcon und ein absolut cooles Auto, das sich für unsere
Bedürfnisse perfekt eignet. Zur Feier des Kaufes sind wir letzten
Samstag ganz spontan nach Brisbane gefahren und ich sage euch, das
war der Hammer! Da die Strecke nicht weiter kompliziert ist und auch
nicht zu viel Verkehr herrscht, durfte ich die 2,5 Stunden auf dem
Highway fahren. Und es ist ein sehr komisches Gefühl, auf der
anderen Straßenseite zu fahren, aber alles lief gut.
Bevor wir los sind haben
Hayley und ich noch schnell zwei total coole CDs zusammengestellt und
ich habe einen Bekannten in Brisbane angerufen, ob er uns nicht eine
Tour durch die Stadt geben könne.
Das Wetter war perfekt,
der Tag war schön und wir haben einen tollen Roadtrip gemacht.
Matthew hat uns ins
Stadtzentrum von Brisbane gelotst und rumgeführt. Anschließend
haben wir zusammen mit seiner Familie Pizza gegessen und den Abend
mit einer extrem witzigen Runde Bowling und einer Taxi-Boot-Tour
ausklingen lassen.
Ich habe noch nie
soooooooo schlecht gebowlt, aber als man einen Gutschein gewinnen
konnte, habe ich plötzlich einen Strike gemacht.
Am nächsten Morgen haben
wir ein deutsches Frühstück serviert bekommen (Matthew war ein
Gappy in meiner Schule und seine Familie ist total begeistert von
Deutschland) und sind gemütlich wieder zurück nach Warwick
gefahren.
Dieses Wochenende fahren
wir nach Toowoomba und wollen uns schicke Klamotte für das Rodeo in
ein paar Wochen besorgen.
Ich habe euch lieb,
herzliche Grüße aus Australien und bis zum nächsten Mal!
Lauri
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