Montag, 20. August 2012

Touch, Polocrosse und TAS

Fangen wir dieses Mal einfach mit Neuigkeiten an:

  1. Mein Visum wurde endlich bestätigt. Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber streiten sich die Geister...Im Moment heißt das aber, dass ich das ganze Jahr lang hier bleiben kann, ohne alle drei Monate nach Neuseeland oder sonst wo zu fliegen. Ach ja, und niemand wird auf die Idee kommen, mir einfach meinen Pass abzunehmen oder ähnliches.
  2. Ich war gerade im Reisebüro und habe einen Kurztrip zu einem der wichtigsten Monumente Australiens gebucht. Ende Oktober fliege ich zusammen mit der deutschen Austausch-Schülerin zu Ayers Rock, wo wir für drei Tage im Outback, um genau zu sein, in der Mitte von Nirgendwo in einem schicken Hotel wohnen, eine Kamel-Tour unternehmen und den Sternenhimmel inkl. eines extrem exklusiven Abendessens genießen. Über den Preis reden wir an dieser Stelle mal lieber nicht.
  3. Ihr fehlt mir unendlich! Na klar, das ist keine Neuigkeiten, aber es muss auf jeden Fall gesagt werden.

In diesem Post will ich euch einen kleinen Eindruck davon geben, was Sport für die Leute in Australien bedeutet. Grundlegend, alles.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass wir Gappies an unserem ersten Wochenende hier gleich zum Rugby-Schauen geschleppt wurden. Als wäre das nicht genug, wurden wir jetzt auch noch dazu gebracht, es selber zu spielen. Keine Sorge, es handelt sich dabei nicht um die Hardcore-Variante, die wir aus dem Fernseher kennen (, wenn wir sie denn kennen und nicht so unwissend sind, wie ich). Was wir jetzt hier zusammen mit ein paar der Lehrer aus der Junior School spielen, heißt Touch und ist, einfach gesagt, die weibliche Version von Rugby. Anstatt sich gegenseitig zu Boden zu ringen, muss man den Gegner nur Berühren, laut „Touch“ oder „touched“ rufen, um an den Ball zu kommen. Dieser hat allerdings die selbe Ei-ähnliche Form (Das könnte daran liegen, dass es einfach die selbe Art von Ball ist, aber hey, ich bin Anfänger, ich hab doch keinen Plan von nix!^^) und ist dementsprechend schwierig zu fangen bzw. zu werfen (Es hat mich viel Übung gekostet, das richtig zu lernen, aber zum Glück gibt es hier genügend hilfsbereite Menschen, die mir dabei geholfen haben.)
Vergangenen Mittwoch hatten wir nun also unser erstes Spiel. Am Sonntag davor habe ich gelernt, den Ball zu werfen und den Abend zuvor hat meinen Mitbewohnerin mir in fünf Minuten die Regeln erklärt. Hatte ich schon erwähnt, dass ich seit sechs Monaten keinen Sport mehr gemacht habe, der Laufen erfordert? Ähm, tja, sagen wir es mal so, bei Touch dreht es sich hauptsächlich ums Rennen. Du musst zwei Mal 25 Minuten durchhalten über ein Feld zu sprinten, das ungefähr die Größe eines Fußballfeldes hat. Das Team ist aber wirklich gut und im Endeffekt haben wir das erste Spiel auch gewonnen und ich habe mich, laut Aussagen meiner Kollegen, recht gut angestellt. Bereits nach ein paar Minuten aufmerksamen Schauens versteht man das Prinzip und den Rest improvisiert man dann. Mal sehen, wie es diesen Mittwoch wird.

An diesem Wochenende fand ein großes Polocrosse-Turnier in Warwick statt. Was zur Hölle ist Polocrosse? Tja, ich hatte auch keinen richtigen Plan, außer, dass es mit Pferden zu tun hat.
Eine der Sportlehrerinnen hat uns eingeladen, weil ihr Mann wohl in einem Team spielt und sie Freikarten bekommen hat. Unseren Samstagabend haben wir also damit verbracht, eine weitere Sportart kennenzulernen. Beim Polocrosse befinden sich jeweils drei Pferde inkl. Reiter pro Team auf einem Feld. Das Ziel des Spiel ist es, einen kleinen, gelben Ball mittels eines Schlägers mit einem Netz an der Spitze in ein Tor zu schießen. Man kann sagen, dass es ein sehr schnelles Spiel mit vielen Toren ist (Das erste Spiel beispielsweise endete 17:9 und die dauerten nur 25 Minuten oder so.).

Während wir dort so an einem Tisch saßen, stellten wir fest, dass kaum jemand dem Polocrosse eigentlich folgte. Die Leute nutzten es hauptsächlich als eine Art Zusammentreffen, standen rum und unterhielten sich mit ein paar Bierchen in der Hand. Halten wir also fest, man nutzt die Sport-Events hier, um Leute zu treffen. Auch wir haben neue Bekanntschaften gemacht, zum Beispiel ein Mädchen aus Belgien, die gerade ihr work and travel startet.
Gegen 21 Uhr war dann das letzte Spiel vorbei und die Rollläden wurden dicht gemacht, aber das war der Moment, da die Aftershow-Party gestartet hat. Meine Mitbewohnerin wollte nicht heim und weil ich den ganzen Tag über schon schlecht drauf war (Soll heißen, ein paar Tränen am Morgen.), hat sich mich überredet zu bleiben. Sagen wir es mal so, um eins waren wir dann glücklich im Bett und beim Aufstehen um sieben ging es uns noch nicht wieder 100prozentig gut.

Das Problem an der Party war, dass ein paar unserer Schüler/Schützlinge dort aufgetaucht ist. Die wenigsten australischen Schüler sind 18 oder älter und wenn wir sie nun in der Öffentlichkeit trinken sehen, tja, sagen wir, das wäre nicht gut. Weder für sie, noch für uns.
Nichtsdestotrotz hatten wir einigen Spaß beim Tanzen und wissen nun, was genau Polocrosse ist.

Jetzt kommen wir wieder zu einem Part meiner Arbeit hier in Australien:
Wie wir es ja auch gewohnt sind, gibt es hier am Nachmittag Aktivitäten in der Schule. Die Kids können jeden Term (Das Schuljahr besteht hier aus vier sogenannten Terms.) zwischen vier Sportarten wählen (zwei für die Jungs, zwei für die Mädchen), für welche sie dann dienstags und donnerstags trainieren. Jeden Samstag treten sie gegen ein Team aus der Umgebung in einer Art Liga an. Das Problem an dem „aus der Umgebung“ ist, dass es sich um eine Liga der Privatschulen handelt und es hier in Warwick nur die eine gibt. Wir müssen dafür also nach Brisbane fahren, weshalb wir die vergangenen vier Samstage gegen 4:40 Uhr aufstehen mussten, um dann 2,5 Stunden Bus zu fahren.
Diesen Term arbeite ich mit den Volleyball-Mädels und sagen wir es mal so, sie sind nicht allzu gut, aber na ja. Die anderen Mädchen spielen Touch und alle Teams sind im Moment auf Platz 1 in ihrer Liga, das heißt, sie kommen ins Finale und ich muss am Ende des Terms wahrscheinlich noch einmal samstags so früh raus.
Um ehrlich zu sein, mein Job bei TAS ist recht simpel. Ich muss aufpassen, dass alle aktiv am Training teilnehmen und sich an den Spieltagen ordentlich benehmen bzw. überhaupt im Bus sind (Es kam schon vor, dass wir Leute fast in Brisbane gelassen hätten, weil sie einfach nicht zurück zum Bus gekommen sind.).

Ein anderer Part meines Jobs ist es, an den Internatsaktivitäten als Aufpasser teilzunehmen, also so wie bei dem Social letztens. Dieses Wochenende waren wir in Toowoomba. Einige haben geshoppt, andere waren beim Paintball und ich war mit den Junior Girls (7. und 8. Klasse) beim Roller Blading. Das war wirklich cool, wie im Film mit Diskolicht und -musik. Wegen meinem Knie habe ich zwar nicht mitgemacht, aber wenigstens sind ein paar schöne Fotos entstanden.
Eine Sache fand ich aber sehr merkwürdig und seltsam. Der DJ meinte plötzlich: „Und jetzt ein richtig cooler Song!“, und was passiert?! - Er spielt RAMMSTEIN!
Ja, man reist einmal um die halbe Welt und dann spielen sie deutsche Musik in einem öffentlichen Platz – beeindruckend.

Okay, genug jetzt, ich habe ein Skype-Date mit meinem Schatz und deshalb muss ich los.
Fühlt euch gedrückt, umarmt und geknuddelt! Bis bald, das Krümel...

Dienstag, 14. August 2012

Warwick und Umgebung

Auch dieses Mal soll es noch nicht um meine Arbeit in der Schule gehen, denn es gibt erst mal viel anderes zu erzählen.

Es ist nun schon ein bisschen länger als einen Monat her, dass ich Dresden verlassen habe und genau ein Monat, seit ich in Australien gelandet bin. In der Zwischenzeit habe ich schon ziemlich jede Ecke von Warwick und auch ein wenig von der Umgebung gesehen.

Zuerst zu Warwick: Wie ich schon erzählt habe, handelt es sich dabei um eine kleine, eingeschworene Gemeinde. Insgesamt leben hier circa 12 000 Menschen (zumindest hat man mir das so erzählt) und wahrscheinlich mehr Tiere, weshalb man festhalten kann, es hat mehr die Größe eines Dorfes. Nichtsdestotrotz lässt es sich in Warwick gut leben. Der Weg zum Supermarkt und ins Shoppping-Center ist nicht zu weit, vom Mädchen-Internat sind es vielleicht 15 Minuten zu Fuß. Man muss sich allerdings recht schnell überlegen, ob man noch etwas besorgen muss, da alle Geschäfte bereits 17 Uhr schließen (und für gewöhnlich sind wir nicht vor 15:30Uhr aus der Schule zurück!). Es gibt drei oder vier Fitnesscenter (auch wenn die meisten Menschen nicht aussehen, als würden sie sie nutzen) und einen riesigen Sportplatz. Und wenn man freitags oder samstags gern ausgehen möchte, bietet Warwick ein Kino (mit ganzen zwei Sälen, also zwei Filmen pro Abend) und drei Clubs.

Clubs kannst du hier etwas differenzieren. Da ist der RSL Club, für den wir Gappies jetzt sogar Mitgliedskarten haben. Der RSL ist eine Art Sportkneipe mit integriertem Casino. An unserem ersten Wochenende hier haben uns die Sportlehrer der Schule auf ein Bier eingeladen und wir haben dort gemeinsam Rugby geschaut (wovon ich ja absolut keinen Plan hatte) und Billard gespielt. Der Abend war noch jung, also haben wir uns verabschiedet und sind in den nächsten Club gegangen. Ignorieren wir mal die Tatsache, dass wir die Lehrer später auch in diesem getroffen haben.
Dieser Club ist schon eher das, was wir unter Club verstehen. Du kannst tanzen, trinken und zusätzlich auch noch Billard spielen. Dieser ist wohl der beliebteste Ort für die Ansässigen, auch wenn es eigentlich nur ein einziger (recht kleiner) Raum ist.
Für mich war es zwar ein sparsamer Abend, aber im Allgemeinen ist Alkohol (und auch alles andere) in Australien furchtbar teuer.

Vergangene Woche sind wir mit ein paar Schülern nach Stanthorpe gefahren. Das liegt etwa 1,5h südwestlich von Warwick und hat ungefähr die selbe Größe. Was ich nun mit dieser Kleinstadt verbinde ist ein schlimmer Autounfall, den wir auf dem Rückweg vom Sportfest dort gesehen haben. Die Kurzfassung ist, ein 17Jährige (natürlich Fahranfängerin) war auf dem Heimweg, hat anscheinend etwas in Stanthorpe vergessen und wollte umdrehen. Allerdings fuhr hinter ihr ein Bus voller Schüler und dieser kann nun mal nicht so schnell bremsen. Als die Gute nun also mitten auf dem Highway (über eine doppelte Linie – absolutes No-Go) einen U-Turn hinlegt, rammt der Bus das Auto seitlich und die Fahrerin des Wagens, sowie ihr Bruder mussten schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Ansonsten weiß ich über Stanthorpe nur, dass es dort im Sommer viele Jobs gibt, weil rund um die Stadt viele Obstplantagen und Bauernhöfe liegen. Falls wir also mit unserem Einkommen nicht zufrieden sind, können wir dort arbeiten gehen.

Die nächstgrößere Stadt, die circa 1h entfernt liegt, heißt Toowoomba. Dort waren wir am Samstag mit den Internatsschülern (sowohl Mädels als auch Jungs, was das Ganze echt verkompliziert hat, das kann ich euch sagen). Es ist so, dass die Kids hier nicht wirklich aus- oder weggehen können, wie wir das kennen. Deshalb organisieren die Schulen in der Umgebung abwechselnd sogenannte Socials, wir würden das als Kinder-Disko bezeichnen. Das witzige an diesem Ausflug war, dass ich mir furchtbar alt vorkam. Die Kids dort waren zwischen 13 und 18 Jahren alt, haben sich verhalten, wie man das nun mal in dem Alter macht und ich musste daneben stehen und gegebenenfalls dazwischen gehen, wenn die angefangen haben, zu knutschen.Ohne Mist, das war meine Aufgabe dort! Und mal ganz ehrlich, ich sehe ja nun auch nicht wirklich alt und Autoritätspersonen-mäßig aus, oder? Tja, deshalb war das ein recht schwieriges Unterfangen.

Etwas Gutes hatte der Abend aber: In Toowoomba arbeiten vier deutsche Gappies (alles Mädels), die ich auf dem Social kennengelernt habe. Sie kommen aus Hamburg, Stuttgart und dem Ruhrgebiet und wollen mich irgendwann mal in Warwick besuchen kommen.

Heute war ich wieder in Toowoomba (und konnte die Stadt bei Tageslicht betrachten). Um ehrlich zu sein, es erinnert mich total an die USA! Alles voller Shops und Shopping-Center, ab und zu ein Park (,die wirklich sehr sauber und ordentlich gehalten werden) und sogenannte „neighbourhoods“. Die Jüngsten der Junior School (mit denen ich ja hauptsächlich arbeite) hatten heute einen Theaterbesuch in Toowoomba - „Happy birthday, Peter Rabbit!“. Es war einfach süß, wie sich die Kleinen gefreut und tatsächlich benommen haben. Das Theater selber war auch wirklich hübsch anzusehen, von innen wirkte es recht neu.

Ihr seht, langsam aber sicher, kommen wir zu dem Part, in dem ich euch erzähle, was ich hier eigentlich Job-mäßig tue...
Aber vorher noch zwei äußerst...sagen wir mal, seltsame Stories:

Nachdem wir die Internatsschüler am Samstag nach dem Social ins Bett gebracht hatten (das ist jetzt im literarischen Sinne gemeint!), wollten wir Gappies noch auf einen Drink in einen der Clubs der Stadt gehen. Leider war es schon 12Uhr als wir dort angekommen sind, weshalb wir nicht mehr rein durften. Da meine Zimmernachbarin Sonntag-Morgen arbeiten musste, wollten wir wieder nach Hause und die Jungs wollten auch in ihr Haus zurück und unsere Wege haben sich getrennt.
Da Hayley und ich noch vom Social chic angezogen waren, haben wir die Aufmerksamkeit von irgendwelchen Typen auf uns gelenkt, die uns dann die Straße runter im Auto verfolgt haben. Grundsätzlich reagiert man darauf einfach nicht, aber da aus einem Pfeifen ein Rufen und Anmachen wurde, war es uns nicht mehr so egal.

Der McDonalds in Warwick hat einen 24h-Drive-Through und Überwachungskameras, also sind wir direkt dorthin geeilt, hatten ja aber kein Auto. Die Polizei hat uns laufen gesehen und ist uns gefolgt. Hayley hat es mit der Angst zu tun gekriegt, sie wollte nicht wirklich von der Polizei aufgelesen werden, aber ich habe ihnen einfach gesagt, dass wir uns verstecken.
Was macht die Polizei, dein Freund und Helfer in dieser Situation? - Sie fahren dich nach Hause. Ohne Gebühren, versteht sich.
Somit bin ich also am Samstag das erste Mal in meinem Leben in einem Polizeiwagen gefahren.
Das Witzige war, dass die Türen sich nur von außen öffnen lassen, der Polizist also die Scheiben runter gelassen hat und wir so an die Griffe gekommen sind. Trotzdem war uns die Sache nicht ganz egal und von nun an, lassen uns die Jungs nicht mehr allein nach Hause gehen.

Ach ja, und da wir gerade beim Thema sind: An meinem ersten Tag in Australien habe ich den Fernseher im Hotelzimmer eingeschaltet, um Nachrichten zu sehen. Was höre ich da? Eine ältere Frau wird in Warwick schon seit 10 Tagen vermisst. Gut, am Anfang hab ich mir nicht viel dabei gedacht, aber eine Woche später kam raus, dass sie ermordet wurde.
Und letzte Woche ist jemand in ein Schmuck-Geschäft in der Mall eingebrochen und hat so einiges mitgehen lassen. - Halten wir also fest, Warwick ist nicht gerade ein friedliches kleines Städtchen und ich werde nie wieder allein durch die Straßen schlendern.

Aber keine Sorge, mir geht es gut und nun bin ich schon genau 5 Wochen von zu Hause weg und habe ein Zehntel meiner Zeit in Australien schon rum. Ich vermisse euch, kann jetzt aber wieder Whatsapp nutzen, falls ihr Lust habt, mir zu texten.

Liebste Grüße aus Down Under, Lauri <3

Sonntag, 5. August 2012

Australien – seine Leute, Landschaft und Gepflogenheiten


Es ist nun schon eine Weile her, dass ich den Text für den ersten Post verfasst habe und in den vergangenen drei Wochen kamen natürlich viele neue Eindrücke dazu.
Über meine Arbeit möchte ich zu einem späteren Zeitpunkt mehr sagen, in diesem Post soll es hauptsächlich um die Sachen gehen, die ich an diesem Wochenende erlebt und gesehen habe.

Zur Erklärung muss erst mal gesagt werden, dass es in Warwick eine Familie gibt, deren Mutter aus Deutschland stammt und die sich jedes Jahr auf´s Neue der deutschen “Gappies” annimmt. Eigentlich sollte ich schon letztes Wochenende eine Weile auf ihrer Farm verbringen, aber da musste ich leider arbeiten und so haben wir den Ausflug verschoben.

Nun hat mich die Familie, bestehend aus zwei Jungen in der Senior und einem Mädchen in der Junior School (wo ich zur Zeit arbeite), sowie Mutter und Vater und einer deutschen Austauschschülerin, gestern abgeholt und zu ihrem Landhaus mitgenommen.
Es war großartig!

Schon die Fahrt, die circa 20 Minuten gedauert hat, war für mich ein einziges Highlight, nicht nur, weil ich aus Warwick raus gekommen bin, sondern hauptsächlich, weil ich mein erstes KÄNGURU gesehen habe!!! Das saß da einfach am Straßenrand und hat blöd geschaut, es war spitze. Dieses Erlebnis hat mir ein riesiges Grinsen ins Gesicht getrieben und schon dafür hat sich der Ausflug gelohnt.

Die Farm ist ein nicht weniger beeindruckender Anblick.. Der Familie gehören 5.500 Hektar Land, auf dem sich sowohl Ziegen, als auch Schafe und ein paar Rinder befinden. Sie bietet viel Platz zum Spielen für die Kinder und ich wurde gleich auf eine Hasenjagd mitgenommen. Okay, ich gestehe, ich habe mich wie ein Tourist verhalten, ständig Fotos gemacht und mich mit der deutschen Gasttochter unterhalten. So haben wir die Hasen wohl verscheucht, aber mal ehrlich, wenn ein 14jähriger Junge mit einem Gewehr durch die Gegend rennt, um Hasen zu schießen, bin ich echt froh, dass er keine einzige Kugel feuern musste.

Damit kommen wir zur australischen Mentalität. Kinder, die auf Farmen leben, wachsen mit Gewehren auf und lernen recht früh, sie zu benutzen. Und für sie ist es auch völlig normal, die echt süß aussehenden Kängurus einfach zu erschießen. Man muss dazu sagen, dass es in Australien sehr viele von ihnen gibt und sie die Farmer anscheinend stören.
Und natürlich wissen Farm-Kinder auch wie man fährt. Auf ihren eigenen Grundstücken lernen sie, wie man den Truck fährt oder eben auch das Motorrad (also mal ehrlich, als der 14Jährige auf dem Motocross an mir vorbei fuhr, dachte ich auch: Holla!).

Im Allgemeinen nehmen alle die Regeln und Gesetze recht gelassen. Heute Morgen beispielsweise sind wir zu siebt in einem (normalen) Auto gefahren und das hat echt den Fuchs interessiert. Im Übrigen ist dabei direkt vor uns ein Känguru über die Straße gehüpft, ich sage euch, daran könnte ich mich echt gewöhnen! Nichtsdestotrotz hat man mir erzählt, dass man sich lieber von diesen und auch sonst allen anderen Tieren in Australien fernhält. Nicht nur, dass hier die giftigsten Tiere der Welt leben, einige sind auch sehr aggressiv, zum Beispiel die Kängurus.
Momentan ist hier ja noch Winter, aber im Sommer (also ab dem Beginn des nächsten Monats) muss man aufpassen, wo man hintritt, es könnte sich eine Schlange im Gras befinden und auch (und vor allem) von diesen sollte man sich möglichst fernhalten.

Eine kleine Anmerkung zwischendurch: Die Vögel hier sehen sehr interessant aus. Sie sind bunt und haben insgesamt ein spannendes Äußeres, aber ihr Gesang ist nichts, im Vergleich zu den europäischen. Das hier kann man echt nur als Krächzen bezeichnen und es klingt, als ob jemand schreit! Und die Vegetation ist auch ein Anblick für sich. Neben furchtbar trockenen Sträuchern stehen Palmen und Büsche mit wundervollen Blüten. Der Rasen wechselt von verbrannt zu grün zu braunem, völlig unbewachsenen Boden.

Wie das nun mal so ist mit den deutschen Touris ist, haben sie noch nie ein Gewehr gesehen und erst recht nicht damit geschossen. Aus diesem Grund hat man mir heute vorm Mittagessen noch schnell erklärt, wie das eigentlich funktioniert und mir das Ding gleich in die Hand gedrückt. Mein Ziel waren fünf Luftballons in circa 15 Metern Entfernung und zu meiner eigenen und der Überraschung meiner Gastgeber habe ich sie alle beim ersten Versuch getroffen. Natürlich nacheinander, nicht das hier Irritationen auftreten oder so...
Ja ja, ich bin also ein Naturtalent im Schießen mit Gewehren und damit absolut gerüstet, im gefährlichen Outback zu überleben. Zumindest hat man mir das so erzählt.

Nach dem Gewehr und immer noch vor dem Mittagessen haben sie mir Pfeil und Bogen in
die Hand gedrückt. Okay, das ist definitiv nichts für mich. Meine Muskelkraft reicht dafür einfach nicht aus, aber mit ein wenig Hilfe konnte ich einen Pfeil geradewegs ins Gras befördern.
Sagen wir, die Zeitvertriebe der australischen Jugendlichen sind nicht ganz ungefährlich und aus der Sichtweise eines Europäers echt schräg und gewöhnungsbedürftig.

Von der eigentlichen Arbeit auf einer Farm habe ich zwar noch nicht viel mitbekommen, aber die Lebensweise hat man mir näher gebracht. Und eins habe ich sofort bemerkt: es gibt einfach kein Netz da draußen. Eigentlich ist die Farm nun wirklich nicht so weit ab vom Schuss und doch konnte ich weder SMS schreiben, noch jemanden anrufen. Man hat mir erklärt, dass das an meinem Netzbetreiber liegt (man möchte meinen, dass Vodafone einen spitzenmäßigen Empfang hat, aber das gilt eben nur für Europa) und nur sehr wenige Handynetze außerhalb der Städte funktionieren. Sollte man also eine Tour durch das australische Hinterland planen, immer daran denken, ein gut ausgebautes Netz wählen!

Nach einem einfach großartigen Essen (zur Feier des Geburtstags des Vaters) bin ich nun zurück im Boarding House (Internat) und musste gleich von meinen Erlebnissen der vergangenen 36 Stunden berichten.

PS: Das Foto zeigt mich kurz bevor dem ersten Schuss und mal ehrlich, boah, war ich aufgeregt (deshalb das doofe Grinsen)!

Habt eine schöne Woche! Lauri

PPS: Vor ein paar Tagen hat mich eine SMS erreicht, die mir die Tränen in die Augen getrieben hat.
Ich vermisse euch alle ganz schrecklich, das könnt ihr mir glauben. Und du mir vor allem Schatz, es tut mir so leid, dass ich nicht bei dir bin... <3