Die Schule ist für immer passe´. Der
Abiball hat stattgefunden. Eine „Farewell“-Party wurde zum
Schluss auch noch geschmissen, also auf nach Australien.
Schweren Herzens musst ich mich von
meinen Lieben und meinem Liebsten verabschieden, um die zweitägige
Reise nach „down under“ und einen Job als Lehrerassistentin an
einer Privatschule für das kommende Jahr anzutreten.
Von der Heimat Dresden mit dem ICE
(komplett ohne Verzögerungen und absolut im Zeitplan) nach
Frankfurt, fünf Stunden voller Grübelei und ersten Zweifeln, um
dann gesagt zu bekommen, dass man gar keine Einreiseberechtigung hat.
Zugegebenermaßen, bereits in der Vorbereitung gab es unzählige
Probleme mit dem Visum für Australien. Bei der falschen Behörde
abgegeben, eine Bearbeitungszeit von zwei Wochen, fehlende Formulare
und nicht anerkannte Nachweise. Als es letztlich (gerade einmal fünf
Tage vor Abreise) doch hieß, alles geht klar, wurde dies natürlich
nicht schriftlich bestätigt. Na fein, dann eben nochmal Geld dafür
gelegt, einreisen zu dürfen.
Doch einfach war der Reiseantritt
trotzdem nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Frau am Schalter
beim Tippen zugehört doch noch eine Bordkarte bekommen und einmal
quer über den Frankfurter Flughafen gehetzt. Zum Glück gibt es doch
noch nette, hilfsbereite Menschen in Deutschland, die sich einem
völlig verplanten, gestressten, kopflosen Mädel annehmen.
Dann zu allem Überfluss auch noch eine
Sprengstoffkontrolle (es waren wirklich nur Schmerztabletten!) und
tierische Bauchschmerzen.
Wenn einem Fliegen nichts ausmacht, ist
es kein Problem dort einfach abzuschalten und ein bisschen zu
schlafen, damit die Zeit irgendwie vergeht. Wenn man aber furchtbares
Heimweh hat und unglaublich aufgeregt ist, scheint es einem einfach,
als ob die Zeiger der Uhr sich gar nicht mehr bewegen und der Flug
nie zu Ende geht.
An dieser Stelle möchte ich darauf
hinweisen, dass die Fluggesellschaft, mit der ich dieses Mal geflogen
hat, auf ganzer Linie überrascht hat. Bis jetzt hatte ich von dieser
noch nie gehört, aber man muss sagen, der Service ist super-gut und
die Piloten verstehen etwas von ihrem Geschäft.
Am Morgen landete das Flugzeug in Abu
Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (Ich
gestehe, ich hatte keinen Plan, wo zum Teufel das liegt, aber jetzt
bin ich voll im Bilde.). Zuallererst wurde ich von einer Hitzewelle
überrollt und als es mir möglich war, die Augen wieder zu öffnen,
konnte ich nichts weiter sehen als...Wüste. Na ja, es war ja auch
nur ein Zwischenstopp und nach knapp drei Stunden bestiegen alle das
Flugzeug nach Brisbane.
Die Strecke bis Brisbane war
offensichtlich zu lang, weshalb wir einen weiteren Zwischenstopp in
Singapur eingelegt haben. Diese Stadt möchte ich furchtbar gern mal
vom Boden aus betrachten, denn als es nach einer knappen Stunde
wieder gen Himmel ging, konnte ich aus dem Fenster ca. 50
Fischerboote in einer kleinen Bucht ausmachen. Man muss dazusagen,
dass es zu dieser Zeit schon spät am Abend war.
Nach weiteres, mir unendlich
erscheinenden 7,5 Stunden landete das Flugzeug schließlich in
Brisbane, Australien. Schon während des Landeanflugs zeigen sie
einem ein Video der australischen Behörden, welches einen über die
Einreiseprozedur aufklärt. Danach glaubt man eigentlich gar nicht,
dass man überhaupt irgendwie in dieses Land einreisen kann.
Am Ende hat es mich 1,5 Stunden
gekostet durch die Kontrollen und den Flughafen zu kommen.
Auf meinem Weg wurde ich gefragt: a) ob
ich Drogen etc. einführe, b) in den vergangenen drei Wochen wandern
war und deshalb Erde an meinen Schuhen habe und c) ob irgendwo in
meiner Tasche Essen zu finden sei. Letzteres bezog sich auf eine
Einfuhrkontrolle, an der kleine Hunde beteiligt waren, die an den
Reisenden und ihrem Gepäck schnüffeln.
Letztlich habe ich meinen riesigen
Koffer durch die Schiebetüren bugsiert, nachdem ich noch schnell ein
paar von den bunten australischen Dollar-Noten aus dem Automaten
gezogen habe. Mit meinem Gepäck wurde ich in ein Taxi verfrachtet
und ab ging es ins Motel. Begrüßt wurde ich mit strömendem Regen
(Herzlich Willkommen im „Sunshine State“ Queensland!) und der
nette Taxifahrer klärte mich auch gleich darüber auf, dass es sich
um den nassesten Winter seit Jahrzehnten in Australien handelt. Sagen
wir es mal so, in diesem Moment war mir das eigentlich herzlich egal,
da ich mich einfach nur nach einer Dusche gesehnt habe.
Nach knapp zwei Tagen Reisen hatte ich
mir diese aber auch redlich verdient. Die Schule, für die ich jetzt
arbeite, hatte ein sehr nettes Zimmer für mich gebucht, in dem ich
meinen Kram abgelegt habe und, in Ermangelung an einem Reiseadapter
für die südliche Hemisphäre, führte mein erster Spaziergang in
Australien in eine Mall. Das Glück war definitiv mit mir, nach zehn
Minuten war ich im Besitz des gesuchten Adapters und einiger anderer
Kleinigkeiten, die ich in der Eile zu Hause vergessen hatte.
Weil Shopping (und Reisen) das
anstrengendste Unterfangen überhaupt ist, habe ich anschließend
sofort das Bett im Hotelzimmer ausprobiert. Am frühen Nachmittag
wurde ich allerdings schon von einem Klopfen an der Tür geweckt,
welches eine Einladung zum Abendessen mit sich brachte.
Zwei Mitarbeiter der Schule, für die
ich nun arbeite, waren sowieso in der Stadt und sollten mich und
einen weiteren Lehrerassistenten mit nach Warwick nehmen. Zu dritt
sind wir erst in ein indisches Restaurant und anschließend ins
Zentrum Brisbanes gefahren. Diese beiden sind ein perfektes Beispiel
für die australische Mentalität: sehr offen, freundlich und
hilfsbereit.
Wir hatten einen sehr netten Abend,
interessante Gespräche (na gut, der Moment, in dem sie mich gefragt
haben, ob es immer noch eine Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland
gibt, war seltsam, aber na ja). Das abendliche Brisbane hat mir mit
seinen beleuchteten Hochhäusern sehr gut gefallen und ich freue mich
schon darauf, die Stadt auch bei Tageslicht auszukundschaften.
Am nächsten Morgen klopfte es wieder
an meiner Tür, dieses Mal war es der andere Lehrerassistent (Er ist
aus England.). Wir haben noch ein paar Stunden gewartet, bis es dann
letztlich auf die 2,5 stündige Fahrt ins 150 Kilometer weit
entfernte Warwick ging. Der Highway führte uns raus aus der Stadt,
vorbei an Farmen und durch eine Bergkette zum Beginn des
australischen Hinterlandes.
Warwick liegt recht abgeschieden, ist
eine recht kleine Stadt und damit eine eingeschworene Gemeinde.
Nichtsdestotrotz gibt es ein kleines Shopping-Center, ein Kino,
einige Supermärkte und viele verschiedene Fast-Food-Restaurants. Das
Wochenende wurde dafür genutzt, einen kleinen Rundgang und erste
Bekanntschaften zu machen.
Für das kommende Jahr wohne ich nun in
einer kleinen Wohnung, die direkt an das Mädchen-Internat der Schule
angeschlossen ist. Die Arbeit hier im Internat ist Teil des Jobs und
beinhaltet, dass ich auf die Ordnung des Hauses und der Zimmer achte,
die Mädchen am Morgen aus ihren Betten scheuche und, sobald sie
auftreten, Probleme löse.
Zusammen mit einem Mädchen aus
Neuseeland, die bereits ein halbes Jahr als Lehrerassistentin
arbeitet, teile ich mir die Wohnung und sie führt mich im Moment
rum, zeigt mir alle wichtigen Sachen und hilft mir, falls ich nicht
mehr weiter weiß.
Es tut mir leid, dass es eine Woche
gedauert hat, bis man wieder von mir hört, aber bis jetzt gab es
noch keine Internetverbindung an meinem Computer.
Ich halte euch auf dem Laufenden und:
Danke für all die schönen Briefe, Bilder und Geschenke!
Keine Sorge, ich werde euch nicht
vergessen.
Liebe Grüße aus „down under“ -
Lauri