Dienstag, 31. Juli 2012

Auf dem Weg nach Down Under


Die Schule ist für immer passe´. Der Abiball hat stattgefunden. Eine „Farewell“-Party wurde zum Schluss auch noch geschmissen, also auf nach Australien.
Schweren Herzens musst ich mich von meinen Lieben und meinem Liebsten verabschieden, um die zweitägige Reise nach „down under“ und einen Job als Lehrerassistentin an einer Privatschule für das kommende Jahr anzutreten.

Von der Heimat Dresden mit dem ICE (komplett ohne Verzögerungen und absolut im Zeitplan) nach Frankfurt, fünf Stunden voller Grübelei und ersten Zweifeln, um dann gesagt zu bekommen, dass man gar keine Einreiseberechtigung hat. Zugegebenermaßen, bereits in der Vorbereitung gab es unzählige Probleme mit dem Visum für Australien. Bei der falschen Behörde abgegeben, eine Bearbeitungszeit von zwei Wochen, fehlende Formulare und nicht anerkannte Nachweise. Als es letztlich (gerade einmal fünf Tage vor Abreise) doch hieß, alles geht klar, wurde dies natürlich nicht schriftlich bestätigt. Na fein, dann eben nochmal Geld dafür gelegt, einreisen zu dürfen.

Doch einfach war der Reiseantritt trotzdem nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Frau am Schalter beim Tippen zugehört doch noch eine Bordkarte bekommen und einmal quer über den Frankfurter Flughafen gehetzt. Zum Glück gibt es doch noch nette, hilfsbereite Menschen in Deutschland, die sich einem völlig verplanten, gestressten, kopflosen Mädel annehmen.
Dann zu allem Überfluss auch noch eine Sprengstoffkontrolle (es waren wirklich nur Schmerztabletten!) und tierische Bauchschmerzen.

Wenn einem Fliegen nichts ausmacht, ist es kein Problem dort einfach abzuschalten und ein bisschen zu schlafen, damit die Zeit irgendwie vergeht. Wenn man aber furchtbares Heimweh hat und unglaublich aufgeregt ist, scheint es einem einfach, als ob die Zeiger der Uhr sich gar nicht mehr bewegen und der Flug nie zu Ende geht.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass die Fluggesellschaft, mit der ich dieses Mal geflogen hat, auf ganzer Linie überrascht hat. Bis jetzt hatte ich von dieser noch nie gehört, aber man muss sagen, der Service ist super-gut und die Piloten verstehen etwas von ihrem Geschäft.

Am Morgen landete das Flugzeug in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate (Ich gestehe, ich hatte keinen Plan, wo zum Teufel das liegt, aber jetzt bin ich voll im Bilde.). Zuallererst wurde ich von einer Hitzewelle überrollt und als es mir möglich war, die Augen wieder zu öffnen, konnte ich nichts weiter sehen als...Wüste. Na ja, es war ja auch nur ein Zwischenstopp und nach knapp drei Stunden bestiegen alle das Flugzeug nach Brisbane.

Die Strecke bis Brisbane war offensichtlich zu lang, weshalb wir einen weiteren Zwischenstopp in Singapur eingelegt haben. Diese Stadt möchte ich furchtbar gern mal vom Boden aus betrachten, denn als es nach einer knappen Stunde wieder gen Himmel ging, konnte ich aus dem Fenster ca. 50 Fischerboote in einer kleinen Bucht ausmachen. Man muss dazusagen, dass es zu dieser Zeit schon spät am Abend war.

Nach weiteres, mir unendlich erscheinenden 7,5 Stunden landete das Flugzeug schließlich in Brisbane, Australien. Schon während des Landeanflugs zeigen sie einem ein Video der australischen Behörden, welches einen über die Einreiseprozedur aufklärt. Danach glaubt man eigentlich gar nicht, dass man überhaupt irgendwie in dieses Land einreisen kann.
Am Ende hat es mich 1,5 Stunden gekostet durch die Kontrollen und den Flughafen zu kommen.
Auf meinem Weg wurde ich gefragt: a) ob ich Drogen etc. einführe, b) in den vergangenen drei Wochen wandern war und deshalb Erde an meinen Schuhen habe und c) ob irgendwo in meiner Tasche Essen zu finden sei. Letzteres bezog sich auf eine Einfuhrkontrolle, an der kleine Hunde beteiligt waren, die an den Reisenden und ihrem Gepäck schnüffeln.
Letztlich habe ich meinen riesigen Koffer durch die Schiebetüren bugsiert, nachdem ich noch schnell ein paar von den bunten australischen Dollar-Noten aus dem Automaten gezogen habe. Mit meinem Gepäck wurde ich in ein Taxi verfrachtet und ab ging es ins Motel. Begrüßt wurde ich mit strömendem Regen (Herzlich Willkommen im „Sunshine State“ Queensland!) und der nette Taxifahrer klärte mich auch gleich darüber auf, dass es sich um den nassesten Winter seit Jahrzehnten in Australien handelt. Sagen wir es mal so, in diesem Moment war mir das eigentlich herzlich egal, da ich mich einfach nur nach einer Dusche gesehnt habe.

Nach knapp zwei Tagen Reisen hatte ich mir diese aber auch redlich verdient. Die Schule, für die ich jetzt arbeite, hatte ein sehr nettes Zimmer für mich gebucht, in dem ich meinen Kram abgelegt habe und, in Ermangelung an einem Reiseadapter für die südliche Hemisphäre, führte mein erster Spaziergang in Australien in eine Mall. Das Glück war definitiv mit mir, nach zehn Minuten war ich im Besitz des gesuchten Adapters und einiger anderer Kleinigkeiten, die ich in der Eile zu Hause vergessen hatte.

Weil Shopping (und Reisen) das anstrengendste Unterfangen überhaupt ist, habe ich anschließend sofort das Bett im Hotelzimmer ausprobiert. Am frühen Nachmittag wurde ich allerdings schon von einem Klopfen an der Tür geweckt, welches eine Einladung zum Abendessen mit sich brachte.
Zwei Mitarbeiter der Schule, für die ich nun arbeite, waren sowieso in der Stadt und sollten mich und einen weiteren Lehrerassistenten mit nach Warwick nehmen. Zu dritt sind wir erst in ein indisches Restaurant und anschließend ins Zentrum Brisbanes gefahren. Diese beiden sind ein perfektes Beispiel für die australische Mentalität: sehr offen, freundlich und hilfsbereit.
Wir hatten einen sehr netten Abend, interessante Gespräche (na gut, der Moment, in dem sie mich gefragt haben, ob es immer noch eine Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland gibt, war seltsam, aber na ja). Das abendliche Brisbane hat mir mit seinen beleuchteten Hochhäusern sehr gut gefallen und ich freue mich schon darauf, die Stadt auch bei Tageslicht auszukundschaften.

Am nächsten Morgen klopfte es wieder an meiner Tür, dieses Mal war es der andere Lehrerassistent (Er ist aus England.). Wir haben noch ein paar Stunden gewartet, bis es dann letztlich auf die 2,5 stündige Fahrt ins 150 Kilometer weit entfernte Warwick ging. Der Highway führte uns raus aus der Stadt, vorbei an Farmen und durch eine Bergkette zum Beginn des australischen Hinterlandes.

Warwick liegt recht abgeschieden, ist eine recht kleine Stadt und damit eine eingeschworene Gemeinde. Nichtsdestotrotz gibt es ein kleines Shopping-Center, ein Kino, einige Supermärkte und viele verschiedene Fast-Food-Restaurants. Das Wochenende wurde dafür genutzt, einen kleinen Rundgang und erste Bekanntschaften zu machen.

Für das kommende Jahr wohne ich nun in einer kleinen Wohnung, die direkt an das Mädchen-Internat der Schule angeschlossen ist. Die Arbeit hier im Internat ist Teil des Jobs und beinhaltet, dass ich auf die Ordnung des Hauses und der Zimmer achte, die Mädchen am Morgen aus ihren Betten scheuche und, sobald sie auftreten, Probleme löse.
Zusammen mit einem Mädchen aus Neuseeland, die bereits ein halbes Jahr als Lehrerassistentin arbeitet, teile ich mir die Wohnung und sie führt mich im Moment rum, zeigt mir alle wichtigen Sachen und hilft mir, falls ich nicht mehr weiter weiß.

Es tut mir leid, dass es eine Woche gedauert hat, bis man wieder von mir hört, aber bis jetzt gab es noch keine Internetverbindung an meinem Computer.

Ich halte euch auf dem Laufenden und: Danke für all die schönen Briefe, Bilder und Geschenke!
Keine Sorge, ich werde euch nicht vergessen.
Liebe Grüße aus „down under“ - Lauri