Donnerstag, 13. Dezember 2012

Hohoho, Babygeschrei und was ich sonst noch so mache

Wow, es ist einfach unglaublich, wie viel Zeit seit meinem letzten Eintrag schon wieder vergangen ist und wie viele neue Sachen ich euch zu erzählen habe.

  1. Vor drei Wochen habe ich entschieden, dass ich einfach mal eine Veränderung möchte – also habe ich einen Termin beim Friseur gemacht und mir die Haare (mehr oder weniger) radikal abschneiden lassen. Am Anfang war ich ein wenig skeptisch und unsicher, denn eigentlich wollte ich sie mindestens Schulter-lang lassen, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und ganz ehrlich: Haare wachsen ja auch wieder.
    Etwas bringt die neue Frisur aber mit sich – ich musste mir ein Glätteisen zulegen und plane jetzt extra 10 Minuten Styling ein (und das obwohl ich so schrecklich faul bin, wenn es um Styling geht!).
  2. Eine Woche später habe ich mir eine äußerst nervige Erkältung zugelegt.
    Das Problem ist, dass ich die Klimaanlagen einfach nicht vertrage und wenn ich aller 5 Minuten aus einer Eiskammer (anders kann man diese Klassenzimmer einfach nicht beschreiben) komme und in die Hitze Australiens trete, musste das ja irgendwann böse enden. Das Ende der Geschichte war ein Besuch im Krankenhaus, da sich meine Erkältung zu einer Mittelohrentzündung entwickelt hat.
    Am ersten Tag der sogenannten Lehrerwoche habe ich Schmerzen im Ohr bekommen und wurde von meiner Chefin ins Krankenhaus geschickt. Zur Erklärung: Es ist für einen Ausländer einfach in eine Notaufnahme zu gehen, als verkrampft einen Termin bei einem Hausrzt zu ergattern. Leider lassen sich die australischen Ärzte auch gut bezahlen – die Rechnung im Krankenhaus belief sich auf $285 und das waren dann auch nur 5 Minuten im Behandlungsraum.
    Der Arzt selber war ein sehr netter Mann, allerdings empfand ich es als etwas seltsam, dass er mich gefragt hat, welche Behandlung ich gerne hätte – ist er nicht der Arzt? Das Zimmer wirkte auch eher wie ein Büro, aber im Endeffekt habe ich einfach nach einem Rezept für ein Antibiotika gefragt, da mir schon klar war, dass ich sicherlich eine Mittelohrentzündung habe, bevor er es mit bestätigt hat.
    Meine Mama hat mich ein wenig später gefragt, welches Antibiotika ich denn bekommen habe, und festgestellt, dass ich darauf früher einmal allergisch reagiert habe – Glück gehabt, dass es dieses Mal nicht passiert ist, sollte man da sagen.
    Seiner Aussage nach bestünde keine Gefahr, dass mein Trommelfell platzen würde, auch wenn es gewölbt und gerötet war – leider hat sich das als falsch herausgestellt, denn schon ein paar Stunden später, in Verbindung mit reichlich Schmerz, lief die Entzündung aus und seit dem kann ich auf dem rechten Ohr nur recht schwer hören.
  3. Ich habe Santa gesehen! Bereits Ende November kam er ins Shopping-Center nach Warwick und alle haben nette Weihnachtslieder gesungen. Nichtsdestotrotz ist es total verrückt, dass ich Shorts und Top anhabe, draußen ca. 30°C herrschen und wir 19Uhr noch einmal fix in den Pool hüpfen. Weihnachtliche Stimmung kommt bei mir im Moment definitiv nicht so auf, wie sie es zu Hause tut, aber Geschenke-besorgen macht genauso viel Spaß wie immer.
    In der letzten Schulwoche haben wir in der Junior School eine sogenannte Christmas Carols Night veranstaltet. Alle Schüler inklusive Eltern und Picknick-Korb haben sich am Abend nochmal in der Schule versammelt und alle haben gemeinsam gesungen.
    Eines der Lieder hat mein Bild von Weihnachten komplett zerstört: die australische Version von “Jingle Bells”. Hört es euch auf Youtube an und ihr versteht sicherlich genau, was ich meine. Ein anderes wiederum fand ich sehr süß - “Santa Koala” - vor allem für die Kleinen einfach nur goldig.
    An diesem Abend haben Andrew und ich jeweils eine riesig-große Weihnachtstüte voller Schokolade, Kekse und kleiner Geschenke bekommen, was super-lieb von allen Eltern extra für uns gesammelt wurde. Und vor einer Woche hat mich ein Päckchen von meiner lieben Lisi erreicht, welchen nicht nur einen furchtbar süßen Brief, sondern auch mehrere Adventskalenderchen enthalten hat. Das hat sich dann schon sehr weihnachtlich angefühlt, muss ich sagen...
  4. Eva ist weg. Und nun habe ich gar keine Mitbewohnerin mehr.
    An dieser Stelle muss ich auf jeden Fall erklären, wie froh und dankbar ich war, sie hier zu haben. In den letzten Wochen haben wir so viele Dinge zusammen gemacht und erlebt und es war einfach nur sehr lustig und spannend. Es war gut, jemanden zum Reden zu haben und sie hat mir auch sehr viel geholfen – vor allem als ich krank war und es mir schlecht ging, weil ich Heimweh bzw. Sehnsucht hatte. Ich hoffe, dass es ihr gut geht und dass sie noch eine schöne Reise um die halbe Welt hat. Im Moment ist sie in Neuseeland, wo gerade erst letzte Woche nicht nur ein Tornado gewütet hat, sondern zu allem Übel auch noch ein relativ starkes Erdbeben zu fühlen war. Wir haben uns schon ausgemacht, uns nächsten Sommer dann wieder zu Hause zu treffen, Fotos zu teilen und eine Runde Backgammon zu spielen.
  5. In Australien hat nun offiziell der Sommer begonnen und damit auch die großen Ferien. Da ich mich von meinem schmalen Gehalt nicht 8 Wochen lang ernähren könnte, habe ich mir dafür einen Job besorgt. Das Problem was sich uns Gappies gestellt hat, war unser Visa. Offiziell ist es uns nicht erlaubt für irgendjemanden in hier zu arbeiten außer der Schule. Mein Job muss also unversteuert bezahlt werden, weshalb ich mich nicht als Kellnerin oder ähnliches bewerben konnte. Eines Nachmittags kam mir dann die großartige Idee, eine Anzeige ins Internet zu stellen, ob jemanden einen Babysitter über die Ferien gebrauchen könnte und innerhalb von zwei Stunden hatte ich bereits eine Interessentin.
    Sie wirkte von Anfang an sehr sympathisch, also habe ich den Job angenommen und lebe nun schon seit ein paar Tagen auf einer Farm mitten im Nichts, ohne Handyempfang und umgeben von Kühen, Kängurus, Emus und Schlangen. Okay, das klingt jetzt bestimmt total abschreckend und seltsam, aber es ist wirklich schön hier.
    Die Familie besteht aus Mann und Frau mit jeweils einem Unternehmen (er Truck-Fahrer, sie Maklerin), einem 9-Jährigen, einem 2-Jährigen (mein eigentlicher Job) und einem 3-Monate-altem Baby. Die Arbeit klingt vielleicht nicht anstrengend, aber am Ende des Tages bin ich doch sehr müde und muss auch schon sehr früh wieder aufstehen: Kids anziehen, Essen machen, Windeln wechseln (Verrückt, ich hätte nie erwartet, dass ich das in Australien lernen würde!), Elih zum Bus fahren (Die Schule ist noch weiter weg und hat gerade mal 16 Schüler/innen!), Baby schaukeln und mit dem Kleinen spielen.
    Vor zwei Tagen waren wir in Goondiwindi (, der nächstgelegenen Stadt, die dennoch 45 Minuten entfernt liegt!), wo Toni arbeiten musste. Der kleine Murdoch war in der Krabbelgruppe und ich habe Baby Quincy 2 Stunden durch die Stadt geschaukelt. Alle Leute haben mich angeschaut, als sei ich eine dieser Teenie-Mütter, was mich doch sehr amüsiert hat.
    Meine Mama meinte immer, dass Babys so gut riechen und sie hat total recht! Und wenn sie dich anlächeln, ist das einfach nur das Schönste auf der Welt.
    Oh, und noch etwas total Cooles zu diesem Job: Ich darf zwei riesengroße Autos fahren! Das eine ist ein original australischer Ute – etwas, das wir wahrscheinlich als halben Truck bezeichnen würden. Heute morgen hätte ich damit fast zwei Kängurus überfahren und gestern bin ich auf meinem Weg zum Bus einem Rudel Emus, einem Rudel Roos und einer Schlange begegnet. Ich bin im Outback angekommen.

Nun bin ich noch knapp 1,5 Wochen hier in der Mitte vom Nichts, bevor ich dann meinen Schatz vom Flughafen abholen fahren und endlich Weihnachten ist – Halbzeit für mich hier in Australien.
Bisher bereue ich es nicht, hierher gekommen zu seien, auch wenn ich die meiste Zeit sehr große Sehnsucht nach Zuhause habe.

Der nächste Eintrag kommt sicherlich erst nach Neujahr, deshalb wünsche ich euch allen an dieser Stelle schon: Fröhliche Weihnachten – Merry Christmas – Feliz Navidad und einen guten Rutsch ins neue Jahr! – Happy New Year! – Feliz Año nuevo!